Rezensionsexemplar: Fouad Laroui – Im aussichtslosen Kampf zwischen Dir und der Welt
Die weltweiten Notsituationen nehmen vielen Menschen die Heimat – sie fliehen vor Krieg, Gewalt, Verfolgung oder Armut. Manche fühlen sich schon früh an einem neuen Ort heimisch, manche können verschiedene Orte ihre Heimat nennen. Doch „Heimat“ ist ein von Diversität geprägter Begriff: an einem Ort zu Hause zu sein; sich einer Gemeinschaft zugehörig fühlen; sich in einer Kultur aufgenommen fühlen. Der Begriff fußt auf verschiedenen Dimension: räumlich, zeitlich, kulturell, religiös, sozial oder familiär. Wer sich in keiner Dimension heimisch fühlt, kann durchaus schneller den Halt verlieren. Heimat gibt immer ein Stück weit Rückhalt. Dies prägt die eigene Identität und auch die charakterliche Stärke, bei Widerstand kraftvoll und standhaft zu bleiben. Durch die Migration in einer globalisierten Welt rückt der Heimat-Begriff nochmals stärker in den Vordergrund. Viele Menschen leben in einem Land, das sie aufgrund der Immigration ursprünglich nicht als Heimat kennengelernt hatten, das jetzt ihre „neue Heimat“ ist oder werden soll, oder welches zumindest ihre Eltern nicht als ihre ursprüngliche Heimat definiert hätten. Die Zerrissenheit zwischen Angekommensein und kultureller Ausgrenzung thematisiert Fouad Laroui in seinem Roman Im aussichtslosen Kampf zwischen Dir und der Welt.
In diesem Spannungsfeld lebt Ali. Seit zehn Jahren ist Paris seine Heimat, seine familiären Wurzeln liegen in Marokko. Er ist als Informatikingenieur sehr angesehen, ist stets gut gekleidet, macht Eindruck auf Frauen („ein Eroberer“) und er fühlt sich durch und durch als Pariser. Hier wohnt er zusammen mit seiner Freundin Malika, einer in Frankreich geborenen Lehrerin, deren Eltern ebenfalls aus Marokko kommen. Sie gehen gerne gemeinsam aus. Sie schmieden Zukunftspläne, wollen zusammenziehen. Eigentlich führen sie ein glückliches Leben. Sie haben eine gemeinsame Heimat (gefunden), in der sie unbekümmert leben könnten. Es ist auch diese heile Welt, die zu Beginn des Romans durch ein fast endloses Liebesgesäusel der Beiden bebildert wird. Diese Schnulze muss der Leser einfach überstehen, denn es lohnt sich, danach entwickelt sich ein rasanter Roman mit überraschenden Wendungen.
„Keinen Augenblick glaubt sie an die Unsterblichkeit der Seele, sie glaubt nicht einmal an die Existenz der Seele – eine Verkabelung von Neuronen, sagt sie, und das ist alles! Eine Verkabelung, die Bilder produziert, Vorstellungen, Begierden: Das ‚Ich‘.“
Doch seit 9/11 hat sich für Menschen mit Migrationshintergrund einiges geändert
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