„Schicksalhafte Verstrickungen“ | Rezensionen im Feuilleton

neapel kueste rezension ferrante boyle buecherherbst buecherblog presseschau

Die neapolitanische Küste von Sorrent. (c) joakant/pixelio.de

In der vergangenen Woche sind mit T.C. Boyles Die Terranauten sowie Elena Ferrantes Die Geschichte eines neuen Namens gleich zwei Spitzentitel bereits früh im Jahr erschienen. Gerade Boyle hat in Deutschland eine riesige Fangemeinde, die das neue Buch bereits groß und breit abfeiert. In den Rezensionen des Feuilletons wird das Werk hingegen gemischt bewertet. So moniert die Frankfurter Rundschau, dass es erst spät rund geht, „zuvor windet sich das Geschehen erwartbar und zuweilen langwierig durch die Simulation einer zweiten Erde“ (Schwanger unter Glas). Viel Kritik übt Der Tagesspiegel an den Charakteren: „Boyles Figuren bleiben eindimensional, bekommen kaum Tiefe oder machen eine nachvollziehbare psychologische Entwicklung durch“ (Geht viel rein, kommt nichts raus); und sieht darin einen „langatmig-verschwatzten Roman“. Wesentlich positiver bewertet der NDR Die Terranauten: „Eine schillernde bitter-komische Komödie. Ein typischer T.C. Boyle“ (Öko-Experiment mit unerwarteten Komplikationen), wobei insbesondere der zweite Satz als großes Kompliment zu werten ist.

Den zweiten von vier Teilen ihrer Neapolitanischen Saga hat Elena Ferrante mit Die Geschichte eines neuen Namens nun in Deutschland vorgelegt. Die Deutsche Welle sieht darin einen „Bildungsroman, der von den Schwierigkeiten des sozialen Aufstiegs genauso erzählt wie von den weiblichen Lebensbedingungen im Italien des 20. Jahrhunderts“ (Elena Ferrantes sehnsüchtig erwarteter Fortsetzungsroman ist da). Und auch die Stuttgarter Zeitung jubelt über ein „vielschichtiges, raffiniert gebautes Werk, das in feinen Details und Nebenhandlungen der vordergründigen Erzählung ein getreues Bild der italienischen Zeit- und Sozialgeschichte spiegelt“ (Gespenster der Vergangenheit). Die Frankfurter Rundschau schließt sich der Jubelarie an: Es liege ein „mit überraschenden Wendungen und schicksalhaften Verstrickungen gesättigten Plot“ vor, über „Liebe, Lügen, Leidenschaften“ (Trivial ist hier rein gar nichts).

Hier noch eine Auswahl an weiteren Rezensionen der vergangenen Tage:

Elbphilharmonie Bürgeroper Hermann Rauhe Rezension Presseschau Buecherherbst Buecherblog„Am 11. Januar [wurde] sie eröffnet, die Hamburger Elbphilharmonie. Mit ihr, so schrieb der Hamburger Senat, sollen nicht nur neue musikalische Maßstäbe gesetzt werden. Die Elbphilharmonie baue auch auf eine lange Musiktradition und eine vielfältige Musikszene in Hamburg auf. Wie groß diese Tradition ist, das kann man in Hermann Rauhes wunderbarem Werk Die Musikstadt Hamburg und ihr neues Wahrzeichen nachlesen – unser NDR Buch des Monats.“ (NDR)

Weiterlesen

Geheimnis gelüftet: das Pseudonym Elena Ferrante

schreibmaschine-pseudonym-buecherherbst-buecherblog-rueckblende-presseschau

(c) Peter Nimsch/pixelio.de

Es gibt viele Möglichkeiten, den Erfolg eines Buches zu beeinflussen. Zuvorderst natürlich eine umfangreiche Werbekampagne. Manchmal stellt sich auch ein unerklärlicher Internethype ein, um ein Buch, das vielleicht selbst der veröffentlichende Verlag nicht als Bestseller auf dem Schirm hatte. Selbstverständlich ist ein bekannter Autorenname oftmals schon ausreichend, um auf den Verkaufslisten weit oben zu landen. Doch auch umgekehrt kann dies gelingen: Es gibt einige Beispiele, dass unter Pseudonym veröffentlichte Bücher erst recht außergewöhnlich gute Verkaufszahlen nachweisen können.

Warum bekannte oder bis dahin unbekannte Autoren unter einem Pseudonym veröffentlichen, kann vielfältige Gründe haben. So möchte manch Autor beispielsweise seinen Marktwert testen, wie dies Stephen King tat, der unter dem Namen Richard Bachman veröffentlichte. Harry-Potter-Erfinderin Joanne K. Rowling schrieb unter dem Namen Robert Galbraith Romane, was sie damit erklärte, dass sie „ohne Hype und Erwartungen arbeiten und ein völlig ungeschminktes Feedback erhalten“ wollte. Weitere bekannte historische Beispiele sind Emil Sinclair (Hermann Hesse), Mary Westmacott (Agatha Christie) oder Jule Brand (Kerstin Gier).

Manch ein Autor möchte hingegen einfach nur anonym bleiben und veröffentlicht deshalb nicht unter dem eigenen bürgerlichen Namen. Eines der bekanntesten Beispiele ist die italienische Erfolgsautorin Elena Ferrante. Weiterlesen