Geschichten von Mut, Abenteuern und Freundschaft

Rezension der Buchreihe „Fiete“

Rasante Geschichten wunderschön illustriert: Die „Fiete“-Buchreihe ist ganz toller Lesestoff schon für die Kleinsten. Kinder ab zwei Jahren erleben gemeinsam mit dem kleinen Seemann Fiete und seinen beiden Freunden Hinnerk und Hein aufregende Abenteuer an Land und auf See. Neben wirklich spannenden und humorvollen Geschichten wissen die drei Bücher auch mit hochwertigen Bildern zu überzeugen. So werden Kinder auch visuell begeistert.

Fiete ist ein liebenswerter Protagonist. Er hat einen Sinn für Humor und die Interaktionen zwischen den Charakteren sind überaus lustig – das sorgt für viele Lacher bei den kleinen Leser:innen. Fiete wird nicht überzeichnet, sondern mit vielen positiven Eigenschaften wie Neugier, Entdeckerlust und Mut dargestellt. Seine Abenteuer meistert er auf kindgerechte Weise. Kinder können sich somit leicht mit ihm identifizieren.

Die Geschichten sind unterhaltsam und haben gleichzeitig einen pädagogischen Wert: Sie fördern die Kreativität und das Verständnis für andere Menschen und Kulturen. Über allem steht in den „Fiete“-Büchern die Freundschaft. Immer wieder wird deutlich, wie wertvoll es ist, zusammenzuhalten und füreinander da zu sein – die wichtigste Botschaft, die Kinder von Fiete lernen können.

„Wir haben nur dieses (eine) Leben“

„Wird uns Künstliche Intelligenz überflügeln?“ Das war für Stephen Hawking schon 2018 eine der zentralen Fragen der Menschheit. Hawking dachte stets in größeren Dimensionen und bewegte sich mit seinen Forschungen und Überlegungen an der Grenze des Vorstellungsvermögens der meisten Menschen. Für die breite Masse war KI nur eine Vision einer fernen Zukunft, für Hawking war bereits vor fünf Jahren klar, welch einschneidenden Fortschritt KI bringen würde – vielleicht auch: welch unfassbare Bedrohung.

„Wir könnten in eine Nussschale eingesperrt sein und uns trotzdem für die Könige eines unermesslichen Raumes halten.“

In seinem Buch „Kurze Antworten auf große Fragen“ beschäftigt sich Stephen Hawking mit einer Reihe grundlegender Fragen über das Universum, die Existenz des Menschen und die Natur des Bewusstseins. Für ihn ist dabei klar: Wissenschaftliche Forschung führt immer zu einem besseren Verständnis unserer Welt und unserer Stellung darin. Die Suche nach Antworten auf die großen Fragen dürfe nie enden. Wenn man bedenkt, dass nur zwei Jahre nach Erscheinen des Buches die Corona-Pandemie ausbrach und im Zuge der Diskussion über die richtigen Maßnahmen insbesondere die Stellung der Wissenschaft massiv in Frage gestellt wurde, erkennt man die Kraft von Hawkings Aussage und seinen unerschütterlichen Glauben an die Wahrheit der Wissenschaft.

Das aus heutiger Sicht signifikanteste Kapitel jedoch stellt die Frage: „Werden wir auf der Erde überleben?“ Bereits zum Zeitpunkt der Veröffentlichung sah Hawking „die Erde in so vieler Hinsicht bedroht“. Dabei waren noch fünf Jahre mehr, um den Klimawandel aufzuhalten. Die Gesundheitskatastrophe, die erst jetzt so langsam zu Ende geht, und der Krieg mitten in Europa waren noch gar nicht absehbar. Vielleicht kommen wir einer Antwort insofern näher, als dies die letzte Frage der Menschheit sein wird. Erst vor wenigen Tagen, am 24. Januar 2023, wurde die „Weltuntergangsuhr“ um zehn Sekunden auf 90 Sekunden vor Mitternacht vorgestellt. Die Gefahr eines Atomkrieges scheint größer denn je.

„Mit unserer Zukunft auf dem Planeten Erde gehen wir nach meiner Überzeugung mit unverantwortlicher Gleichgültigkeit um. Ausweichmöglichkeiten haben wir momentan keine, aber auf Dauer sollte die Gattung Mensch wirklich nicht bloß auf eine Möglichkeit setzen – nicht alle Eier in einem Korb aufheben: oder auf einem Planeten. Hoffentlich lassen wir den Korb bis dahin nicht fallen.“

Als Leser:in müssen nicht alle Theorien bis ins kleinste Detail nachvollzogen werden können. Aber obwohl das Buch komplexe Themen behandelt, erklärt Hawking sie klar und einfach. Vor allem aber sollten wir das Buch als Aufforderung an uns alle verstehen: Bleibt neugierig und sucht nach Antworten – auch auf die großen Fragen.

Fotorückblick auf die fbm19

Es waren wieder bunte Tage mit einem anspruchsvollen Programm, aber auch starke Kontroversen (Literaturnobelpreis an Handke; dürfen Nazis auf der Buchmesse auftreten?) bei der Frankfurter Buchmesse 2019. Ein ausführlicher Messebericht ist noch in Planung, deshalb möchte ich erst einmal Bilder sprechen lassen und gebe folgend einen Fotorückblick auf meine Tage auf der fbm19:

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Mein Programm bei der fbm19

Frankfurter Buchmesse vom 16. bis 20. Oktober 2019

IFrankfurter Buchmesse fbm19 Buecherherbst Logon wenigen Tagen, am kommenden Mittwoch, startet die Frankfurter Buchmesse 2019 mit einem umfassenden Veranstaltungsprogramm. Bis Sonntag sind dann weit mehr als 3.000 Veranstaltungen zu sehen. Vier Tage lang werde ich via Twitter (@buecherherbst) sowie hier auf dem Blog über das Geschehen vor Ort berichten. Dafür habe ich mir ein umfangreiches Programm zusammengestellt.

Einen Überblick über das vollständige Programm findet man in der Veranstaltungsübersicht der Messe. Online bietet sich die Möglichkeit, das Programm nach Datum, Genre oder Veranstaltungsart zu durchsuchen und eine eigene Merkliste anzulegen.

Wer ein paar Inspirationen braucht oder keine Lust hat, sich einen eigenen ausführlichen Zeitplan zusammenzubasteln, hier meine vorläufige Planung für die fbm19:

täglich

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Zum Meer

Fort.
Doch die Rückkehr ist gewiss.
Be-rauschend.
Stundenweiser Genuss.
Aufbrausend.
Und ebenso zurückweichend.
Flanierend von links nach rechts.
Von rechts nach links.
Ob einsam oder begleitet,
niemals alleine.
Gigantisch und grenzenlos,
begrenzt ist die Sicht.
Tragend,
mal tragisch.
Alle Sinne ansprechend,
neuen Sinn gebend.

Meer Holland Buecherherbst Buecherblog

Viel Programm bei der lbm19

Leipziger Buchmesse / Leipzig liest vom 21. bis 24. März 2019

Leipziger Buchmesse lbm18 pdlbm18 Buecherherbst Buecherblog Messehalle

Messehalle

In wenigen Tagen, am kommenden Donnerstag, 21. März, startet die Leipziger Buchmesse 2019 mit einem umfassenden Veranstaltungsprogramm Leipzig liest. Bis Sonntag sind dann rund 3.600 Veranstaltungen an 550 Orten in und um Leipzig zu sehen. Drei Tage lang werde ich via Twitter (@buecherherbst) sowie hier auf dem Blog über das Geschehen vor Ort berichten. Dafür habe ich mir ein umfangreiches Programm zusammengestellt. Vorderstes Kriterium war, dass die Veranstaltungen auf dem Messegelände stattfinden, da das Pendeln zwischen Messe und sonstigen Veranstaltungen im Stadtgebiet viel Zeit kostet und man hierdurch zugleich einige spannende Veranstaltungen verpassen würde – was nicht bedeutet, dass ein Blick auf das Programm im sonstigen Stadtgebiet nicht lohnenswert wäre. Einen Überblick über das vollständige Programm findet man im Downloadbereich der Messe. Online bietet sich zudem die Möglichkeit, Leipzig liest nach Datum, Genre oder Veranstaltungsart zu durchsuchen oder aber per Les-O-Mat den Zufall entscheiden zu lassen.

Wer ein paar Inspirationen braucht oder keine Lust hat, sich einen eigenen ausführlichen Zeitplan zusammenzubasteln, hier meine vorläufige Planung für Leipzig liest auf dem Messegelände:

täglich

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Stets eine Reise wert

Zeitgenoessisches Forum Leipzig Ausstellung Comics Buecherhotel Buecherblog Buecherherbst Mosaik 5

Immer wieder gerne komme ich nach Leipzig – eine Stadt zwischen deutscher Geschichte und hipper Modernität. Hier gibt es viel zu entdecken, auch und insbesondere für Bücherfreunde. Einige Tipps hatte ich bereits bei meinem letzten Besuch gegeben (Auf Büchersuche in Leipzig). Dieses Mal spielte der Zufall mit: Da der avisierte Campingplatz an der Leipziger Seelandschaft ausgebucht war, führte der Weg direkt ins Stadtzentrum, ins „Book Hotel“, ein Hotel rund um das Thema Bücher. Hier bot sich an jeder Ecke eine Möglichkeit, zu lesen oder in offenen Bücherschränken zu stöbern.

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Lesekreise sind das neue „Must Do“

Rückblende: Presseschau 28. Juli bis 6. August

Amazon Leseflatrate kindle unlimited Presseschau Buecherblog BuecherherbstFür manche ist es ein wahrgewordener Traum, für andere das Ende des gedruckten Buches: Onlinehändler Amazon bietet mit Kindle Unlimited eine digitale Leseflatrate mit mehr als einer Million E-Books und hunderten Hörbüchern. Das Problem für Leser und Autoren stellt Adrian Lobe bei ZEIT Online heraus: „Amazon hat einen bizarren Kosmos geschaffen, in dem Patent-Trolling und Nonsensliteratur ihre Blüten treiben.“ (ZEIT Online) Drastischer äußerte sich Mark Coker, Gründer und CEO von Smashwords, insbesondere über die Möglichkeit des unkontrollierten Selfpublishing: „It’s a cancer. It’s going to undermine the entire Publishing industry.“ (The Atlantic) Jetzt muss ein stärker forcierter digitaler Buchmarkt mit einigen „niederschwelligen“ Angeboten nicht per se Teufelswerk sein, trotzdem muss man sich fragen, ob dies im Sinne von Lesern und vor allem im Sinne der Verlage ist, die hier einem stärker werdenden Unterbietungswettbewerb ausgesetzt sind.

Buecher Buchclub Presseschau Buecherblog BuecherherbstEigentlich galten Lesekreise lange Jahre als aus der Mode gekommen, nur etwas für gesellige Teerunden, die viel Zeit für’s Lesen aufbringen können und gerne über Gelesenes plaudern möchten. Doch inzwischen bilden sich in immer mehr Städten neue Lesekreise – und das ist nicht nur etwas für ältere Semester oder nerdige Germanistikstudenten. Welt-Redakteurin Hannah Lühmann stellte unlängst fest, dass „Intellekt oder jedenfalls seine Behauptung […] accessoiretauglich geworden“ sei (Warum weibliche Megastars jetzt Buchclubs gründen). Denn auch immer mehr Stars vereinen ihr Lesevergnügen in gemeinsamen Runden, diese scheine „das neue ‚Must Do‘ in der Welt der Stars zu sein“. Zumindest lässt sich feststellen: Es ist ausnahmsweise ein wirklich nachahmenswerter, wohltuender Trend.

Weitere Themen der vergangenen Tage:

„Freshta Karim hat in Oxford studiert. Trotz aller Gefahren ist die junge Afghanin in ihre Heimat zurückgekehrt – und fährt nun mit einem Bus voller Bücher durch die Straßen Kabuls.“ (Süddeutsche Zeitung)

„Der Verlag verkauft es als Sensation, und das ist es auch: Ein deutscher Zeichner darf einen frankobelgischen Comic-Klassiker fortsetzen. Zu Besuch bei Flix, der „Spirou in Berlin“ gezeichnet hat.“ (Welt Online)

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Hätte Hitler gestoppt werden können?

Buchtipp: Robert Harris – München

Robert Harris Muenchen Rezension Buecherblog BuecherherbstEs ist eines der am häufigsten durchgespielten Szenarien der Weltgeschichte: Was wäre gewesen, wenn Adolf Hitler vor Beginn des Zweiten Weltkriegs ermordet worden wäre? Wäre es überhaupt zum Krieg gekommen? Wie hätte Deutschland sich entwickelt, wäre ein Attentäter erfolgreich gewesen? Und genauso wird das historische Drehbuch umgekehrt gerne neu geschrieben: Hätte Deutschland den Krieg früher begonnen, hätte es zu einem siegreichen Ende für die Nazis geführt? Genau an diesem Scheideweg der Geschichte spielt Robert Harris‘ neuester Roman München.

Die Ausgangslage ist historisch verbrieft: 1938 trafen sich die Regierungschefs des Deutschen Reiches, Italiens, Großbritanniens und Frankreichs samt Delegationen in München. Hitler war bestrebt, die Sudetenkrise (Autonomie der Sudetendeutschen in der Tschechoslowakei) schnellstens – und notfalls kriegerisch – zu lösen. Großbritannien wollte auf diplomatischem Wege den kriegerischen Einmarsch der Wehrmacht in der Tschechoslowakei verhindern und war zu weitreichenden Zugeständnissen bereit (Appeasement-Politik).

Entlang dieser geschichtlichen Gegebenheiten strickt Harris eine packende Fiktion aus der Sicht zweier Diplomaten, die an den Verhandlungen teilnehmen und sich seit ihrer gemeinsamen Studienzeit in England kennen. Es gibt gleich mehrere Gelegenheiten auf beiden Seiten, die Geschichte zu beeinflussen und die Gräuel des Weltkrieges vielleicht zu verhindern. Robert Harris gelingt es, Weltgeschichte zu einem soliden und doch auch spannenden Roman zu konstruieren, der die Dramatik jenseits des bevorstehenden Krieges schildert – obwohl man den Ausgang eigentlich ja schon kennt.

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Den Hass in seine Schranken weisen

Rezension: Carolin Emcke – Gegen den Hass

Carolin Emcke gegen Hass Rezension Buecherblog BuecherherbstClausnitz. Februar 2016. Eine Flüchtlingsunterkunft. Davor: ein Bus; darin: überwiegend Frauen und Kinder, irritiert, wütend, verängstigt nach draußen blickend, einige weinend. Rund um den Bus hat sich ein tobender Mob formiert – der blanke Hass. Als „die Schande von Clausnitz“ wird diese düstere Szenerie deutschlandweit für Schlagzeilen sorgen und in Erinnerung bleiben. Es sollte ein normaler Transport von geflüchteten Menschen zu ihrer Notunterkunft sein. Doch es wird zum Symbol für den ausländer- und flüchtlingsfeindlichen „Wutbürger“. Wie konnte es so weit kommen? Warum waren die Bürger so voller Hass? Und auf wen eigentlich? Auf die hilflosen Menschen im Bus, die gerade eine brutale Flucht quer durch Europa überlebt haben? Nahmen die Clausnitzer die Businsassen überhaupt als Menschen wahr oder richtete sich ihr Hass schlichtweg gegen die allgemeine gesellschaftliche Situation?

Diesen Fragen geht Friedenspreis-Trägerin Carolin Emcke in ihrem Buch Gegen den Hass nach und versucht den Hass, dieses Gefühl der Abneigung, dieser Aggression der Bürger dieses ostdeutschen Dorfes im Speziellen sowie einem Teil der deutschen Gesellschaft im Allgemeinen, zu verstehen und die Ursachen zu erklären. Erschreckend bei der Aufarbeitung ist, dass die Hassenden sich ihrer Sache uneingeschränkt sicher sind, keine Zweifel aufkommen lassen, dass sie auf der richtigen Seite stehen und vollkommen undifferenziert sind in ihrer Betrachtung – sowohl gegenüber den Menschen in dem Bus, als auch gegen das vertikale „Andere“ („die da oben“). Der hier auftretende Hass ist „kollektiv und ideologisch geformt“, macht Emcke deutlich.

Ein kulturelles Gewohnheitsrecht kann und darf nicht die Menschenrechte aushebeln.

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Zu wenig kulturelle Vielfalt in Kinderbüchern

Rückblende: Presseschau 20. bis 27. Juli

Kinderbuch pixabay buchblog buecherherbstEs ist ein erschreckendes Ergebnis, zu dem britische Forscher nun kamen: Diversität kommt in Kinderbüchern so gut wie gar nicht vor. Das Center for Literacy in Primary Education (CLPE) führte die Studie Reflecting Realities durch und untersuchte 9.115 im Jahr 2017 erschienene Kinderbücher darauf, ob und wie sie kulturelle Vielfalt repräsentieren (Quelle: CLPE). Dabei kam heraus, dass in gerade einmal vier Prozent der Bücher (391) eine Figur einer ethnischen Minderheit angehört. In nur einem Prozent war dies die Hauptfigur. „Vergleichbare Zahlen für den deutschsprachigen Buchmarkt gibt es nicht“, erklärte Barbara Jakob, Fachreferentin beim Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien (SIKJM). Den Befund, dass es in Kinderbüchern wenig kulturelle Vielfalt gebe, könne sie aber aus ihrer Sicht klar bestätigen (SRF). Ein besorgniserregendes Fazit zog CLPE Programme Leader Farrah Serroukh: „[If] children do not see their realities reflected back at them, the impact can be tremendously damaging.“

Weitere Themen der vergangenen Tage:

„‚Ohne euch ist Italien verloren‘: Der Schriftsteller Roberto Saviano prangert das Schweigen in seinem Land an und appelliert an Italiens Intellektuelle, gegen die Angriffe auf Demokratie und Bürgerrechte aufzustehen.“ (Gastbeitrag in Süddeutsche Zeitung)

Mailand gilt als Heimat der italienischen Aufklärung. Später als Hort glänzender Literaten wie Alessandro Manzoni oder Umberto Eco und Sitz bedeutender, linker Verlage wie Feltrinelli.“ (Deutschlandfunk Kultur)

„Sie schrieb Jugendbuchklassiker wie Wir pfeifen auf den Gurkenkönig und die Gretchen Sackmeier-Reihe: Die österreichische Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger ist im Alter von 81 Jahren gestorben.“ (Spiegel Online)

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Marx ist noch nicht tot

Buchempfehlungen zum 200. Geburtstag von Karl Marx

Karl Marx pixabay marx200 buecherherbst buecherblog

(c) pixabay

Es entbehrt nicht einer gewissen Absurdität:

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Lange Zeit galt Karl Marx als rotes Tuch politischer Theorien und Vordenker. Selbst Linke scheuten sich, den Namen oder seine Theorien in den Mund zu nehmen. Doch je näher der 200. Geburtstag dieses herausragenden Gesellschaftstheoretikers rückte, umso häufiger und vor allem positiver wurden seine Gedanken wieder besprochen. Natürlich kann kein Politiker die Absicht haben, Marx‘ sozialkommunistische Ideen zu glorifizieren, wie sie im sowjetischen Kommunismus umgesetzt wurden. Dies hat zu tausenden von Toten und zur Unterdrückung der Gesellschaft geführt. Doch es ist auch umgekehrt falsch, Marx für die Gräueltaten in Osteuropa und Ostdeutschland verantwortlich zu machen, wie dies beispielsweise Hubertus Knabe, wissenschaftlicher Direktor der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, apodiktisch tut („Ein Vordenker der Diktatur“). Marx hat sich vielmehr stets für die Freiheit eingesetzt. So ging er mehrfach ins Exil, um sich die Pressefreiheit zu erhalten, wie Marx-Biograf Jürgen Neffe erklärte. Oder in den Worten Willy Brandts: „Was immer man aus Marx gemacht hat: Das Streben nach Freiheit, nach Befreiung der Menschen aus Knechtschaft und unwürdiger Abhängigkeit war Motiv seines Handelns.“ (aus: Jürgen Neffe – Marx. Der Unvollendete)

Steckt vielleicht doch eine erstrebenswerte gesellschaftliche Vision in Marx Theorie? Zumindest die Kritik am in der westlichen Welt vorherrschenden Kapitalismus wächst exponentiell. Henrik Müller beobachtet gar, dass der Kapitalismus „gerade zugrunde zu gehen [scheint] – ganz ohne Revolution“ (Spiegel Online). Deshalb rät der Autor in seiner Kolumne, es Marx gleich zu tun und „mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, um die großen Umbrüche der Gegenwart frühzeitig zu erkennen.“ Im ZDF lief gar ein Dokumentationsdrama Karl Marx – Der deutsche Prophet (Hier in der Mediathek verfügbar), der den „Weltgeist“ zum „wirkmächtigste[n] deutsche[n] Denker“ hochstilisiert (Die Kritik zum Film gibt es bei ZEIT Online).

Am morgigen 5. Mai würde Karl Marx seinen 200. Geburtstag feiern. Nicht zufällig erscheinen in diesem Jahr anlässlich #Marx200 zahlreiche Bücher, die Marx‘ Leben nachzeichnen oder die Marx’sche Kritik in die heutige Zeit übertragen. Im folgenden möchte ich einige lesenswerte Werke zu Marx und seinen Theorien vorstellen:

Jürgen Neffe – Marx. Der Unvollendete

Marx Der Unvollendete von Juergen Neffe randomhouse buecherherbst buecherblog marx200

(c) randomhouse

„Die aktuelle Biografie über Leben und Werk des Philosophen und Gesellschaftskritikers. Karl Marx, der revolutionäre Querkopf und Vordenker des 19. Jahrhunderts, ist wieder da. Seit der Kommunismus in seinem Namen – aber nicht in seinem Sinne – Geschichte ist, feiert er ein bemerkenswertes Comeback. Anlässlich seines 200. Geburtstags erkundet Jürgen Neffe dessen Ursachen – in Marx´ Schriften wie in seiner Biografie. Er schildert das Leben eines Flüchtlings und geduldeten Staatenlosen, der für seine Überzeugungen keine Opfer scheut. Weder Krankheit, Armut, Ehekrisen noch Familientragödien halten ihn davon ab, beharrlich an seinem Werk zu arbeiten. Mit seiner Analyse des Kapitalismus als entfesseltes System sagt er die globalisierte Welt unserer Tage bis hin zur Finanzkrise voraus.“ (Bertelsmann)

Jari Banas – „Das Kapital“ in Farbe

Jari Banas Marx Kapital Comic VSA buecherherbst buecherblog marx200

(c) VSA Verlag

„Marx‘ Kapital lehrt nicht nur Kapi­talisten das Fürchten. Sondern oft auch jene, die es verstehen wollen. Der JARICOMIC schafft Abhilfe: Die lockerste Einführung in das Kapital seit seinem Erscheinen. […] Seit der Großen Krise 2007/08 ist Marx wieder auf der großen Bühne der gesellschaftspolitischen Debatte angekommen. Doch vielen ist die Lektüre von Das Kapital zu mühselig – und das nicht zu Unrecht: ‚Schwere Kost‘ (Wladimir Klitschko). Allerdings gibt es nun keine Ausreden mehr: Anlässlich des 150-jährigen Erscheinens von Marx‘ Opus Magnum (in Hamburg, wo sonst) hat JARI seine Einführung auf den neuesten Stand gebracht.“ (VSA Verlag)

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Kein Literaturnobelpreis 2018?

Rückblende: Presseschau 16. bis 29. April

Buchhandlung Oesterreich Preistraeger buecherherbst buecherblog pixabay

Auszeichnung I: Seit kurzem können sich Inhaber unabhängiger Buchhandlungen um den Deutschen Buchhandlungspreis 2018 bewerben. „Wir laden [die unabhängigen Buchhändlerinnen und Buchhändler in Deutschland] ein, Flagge zu zeigen für das Buch als Kulturgut und für die inhabergeführte Buchhandlung vor Ort“, so Kulturstaatsministerin Monika Grütters. „Denn was wäre die Welt ohne Bücher? Mit diesem Preis will die Bundesregierung den wertvollen Beitrag sichtbar machen, den Buchhändlerinnen und Buchhändler für die kulturelle Vielfalt überall in Deutschland leisten – ob in der Großstadt oder in den ländlichen Regionen.“ (Bundesregierung)

buechersammlung-literatur-nobelpreis-bücherherbst bücherblogAuszeichnung II: Der Literaturnobelpreis ist die höchste Ehre, die Schriftstellerinnen und Schriftsteller erlangen können – zumindest galt dies bislang. Doch nun erschüttert das Bekanntwerden einer Reihe von sexuellen Übergriffen die Schwedische Akademie, die den Preis vergibt. „Nach den jüngsten Rücktritten ist sie nicht mehr handlungsfähig“, konstatiert das Handelsblatt („Sexuelle Übergriffe, Rücktritte, Protest“). Inzwischen wird bereits darüber nachgedacht, den Literaturnobelpreis in diesem Jahr gar nicht zu vergeben. Dies geschah zuletzt zwischen 1940 und 1943, als Nazideutschland den Kontinent mit einem Weltkrieg in Schutt und Asche legte und Millionen Menschen sterben mussten („Akademie erwägt, auf Vergabe des Literaturnobelpreises zu verzichten“). Derweil werden weitere Details bekannt („Auch Kronprinzessin Victoria soll sexuell belästigt worden sein“) und die Regeln für die Aufstellung des Gremiums wurden angepasst („König ändert Regeln der Schwedischen Akademie“).

Lesepreis Lesen Oma Kinder pixabay buecherherbst buecherblog rueckblende presseschauAuszeichnung III: Aktuell läuft die Bewerbungsphase für den Deutschen Lesepreis 2018. Teilnehmen können „Personen und Einrichtungen, die sich für die Leseförderung stark machen“. Eingereicht werden können die Projekte bis 30. Juni unter www.deutscher-lesepreis.de. Der Deutsche Lesepreis wird erstmalig in sechs Kategorien verliehen und ist mit insgesamt 25.000 Euro dotiert. (Ausschreibung Deutscher Lesepreis 2018)

Weitere Themen der vergangenen Tage:

Run & Ride for Reading: NRW-Innenminister Herbert Reul, Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Henning Krautmacher von den Höhnern und viele weitere prominente Gäste aus Politik, Kultur und Wirtschaft waren anlässlich der Eröffnung des 100. Leseclubs im Köln-Bonner Raum in die Katharina-Henoth-Gesamtschule gekommen.“ (Rheinische Anzeigenblätter)

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Wo es sich gut lesen lässt

Meine Urlaubstage habe ich genutzt, um ein wenig zu reisen. Selbstverständlich hatte ich auch ausreichend Bücher im Gepäck. Zur absoluten Entspannung benötigt es auch nicht viel mehr als eine gute Lektüre – und das Rauschen des Wassers. Diese geistige Befriedigung hatte ich sowohl am Gardasee in Moniga (Italien), als auch an der Nordsee in Julianadorp (Niederlande).

Ebenfalls nicht fehlen durfte ein Besuch in der örtlichen Buchhandlung. Auf den Kauf eines deutschsprachigen Buches habe ich dann jedoch verzichtet, die Auswahl entsprach nicht so ganz meinen Lesevorlieben… Dafür gab es direkt in der Nähe einen ganz pfiffigen offenen Bücherschrank. Einzig der Stauraum litt etwas unter der Originalität.

Gelesen habe ich übrigens Andrej Nikolaidis‘ Der ungarische Satz sowie Emma Jane Kirbys Der Optiker von Lampedusa.

„Menschenrechte enden an keiner Grenze“

Rückblende: Presseschau 26. März bis 8. April

Tagung-Verlegen-Projekt-Rueckblende Presseschau Buecherherbst Buecherblog Indieverlage

© Tonhalle Düsseldorf / Susanne Diesner Fotografie

Mehr als 60 Independent-Verleger kamen kürzlich auf Einladung der Kunststiftung NRW zu einer Arbeitstagung „Verlegen als künstlerisches Projekt?“ zusammen. Das Treffen endete mit einer gemeinsamen Veröffentlichung: der Düsseldorfer Erklärung unabhängiger Verlage, die unter anderem in ihrer Präambel festhält, dass „die unabhängigen Verlage […] die künstlerische und thematische Vielfalt unserer kulturellen Landschaft zur Stärkung der Weltoffenheit, Demokratie und Vielheit unserer Gesellschaft“ gewährleisten. Ziel sei es gewesen, „den beteiligten Verlagen ein Diskussionsforum zu bieten, um über ihre aktuelle Lage, ihre Bedeutung für das kulturelle Leben und existenzsichernde Maßnahmen zu sprechen“. (Kunststiftung NRW)

Buchhandlung Oesterreich Preistraeger buecherherbst buecherblog pixabay

Buchhandlungen sind ein Ort der Ruhe (Symbolbild)

Sie sind ein wohliger, gemütlicher Rückzugsort für alle Buchliebhaber: die Buchhandlungen vor Ort. In Österreich wurden nun die fünf besten des Landes ausgezeichnet. „Mit modernen Ideen und persönlichem Profil“ seien sie „kundenorientierte Konzepte auch in Zeiten von internationalen Internetriesen“, begründete die Jury. Die Preisträger sind: Buchhandlung Alex in Linz, Hartliebs Bücher in Wien, Buchhandlung Leporello in Wien, Buchhandlung Plautz in Gleisdorf sowie Liber Wiederin in Innsbruck. (Hauptverband des Österreichischen Buchhandels)

Der kleine Prinz Antoine de Saint Exupery Geburtstag Buecherherbst BuecherblogDer kleine Prinz wird 75: Man sollte viel häufiger diese tiefsinnige, wundervolle Geschichte lesen – es ist stets der richtige Moment, um nochmals das Buch aus dem Regal zu nehmen. Dabei sollte man kurz über das Wunder und den Sinn des Seins sowie die Bedeutung in der heutigen Zeit nachdenken (Das Eigentliche ist unsichtbar). „Unikate im Tessiner Dialekt, Ausgaben mit Blindenschrift oder ein Buch mit Widmung Che Guevaras: In Lausanne befindet sich die grösste Sammlung zum Klassiker Der kleine Prinz.“ (SRF)

Weitere Themen der vergangenen Tage:

„Der Autor und Jugendkulturforscher Klaus Farin hat mit einer Gruppe überwiegend Berliner Schriftsteller eine Petition gegen die Erklärung 2018 gestartet. ‚Die Menschenrechte enden an keiner Grenze dieser Welt‘, heißt es darin.“ (Ch. Links Blog)

Hannah Arendts Essay Die Freiheit, frei zu sein aus den Sechzigern ist seit Wochen in den Bestsellerlisten. Warum eigentlich? Und was sagt das über uns? Ein Gespräch mit dem Philosophen Thomas Meyer.“ (FAZ)

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Appell an die offene Gesellschaft

Rezensionsexemplar: Andrej Nikolaidis – Der ungarische Satz

Andrej Nikolaidis ungarische Satz Voland Quist Rezension Buecherherbst BuecherblogWie viel Kraft kann in einem einzigen Satz stecken? Andrej Nikolaidis reizt das Spiel mit der Sprache, mit Satzbau und Interpunktion bis zur Indifferenz des Lesers aus. Mit Der ungarische Satz dehnt er den Kult um lange Sätze auf zu Beginn illusorisch erscheinende 120 Seiten – sein Buch besteht aus nur einem einzigen Satz. Das klingt abschreckend, doch nach wenigen Seiten spielt dies überhaupt keine Rolle mehr, zum einen, weil die eigene Wahrnehmung dem Verlangen nach einem Satzende widersteht, zum anderen, weil der Erzählrhythmus, angelehnt an eine Zugfahrt – und hier ist es eher eine Fahrt mit dem ICE, denn mit der Straßenbahn –, rasant und bewegend ist.

Nikolaidis erzählt von einem Mann, der sich auf eben jener Zugfahrt befindet, von Budapest nach Wien. Diese Strecke ist nicht willkürlich gewählt. Es ist die letzte Etappe, über die die in Ungarn gestrandeten und am Budapester Hauptbahnhof feststeckenden und von jeglicher staatlichen Hilfe abgeschnittenen Flüchtlinge 2015 weiter gen Westen und insbesondere nach Deutschland reisten. Denn Der ungarische Satz ist viel mehr als ein außergewöhnliches Spiel mit Sprache, das Buch ist auch ein aufrüttelnder Appell an die liberalen westlichen Wohlstandsgesellschaften, offene Gesellschaften zu bleiben und Menschen nicht nach ökonomischen Werten, sondern nach ihrer Hilfsbedürftigkeit zu beurteilen. Oder ganz einfach: Sie als Mensch anzusehen.

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Ist das Meinungsfreiheit oder kann das weg?

Rückblende: Presseschau 18. bis 25. März

Leipziger Buchmesse lbm18 pdlbm18 Buecherherbst Buecherblog Messehalle

Die „literarische Vielfalt Portugals in Leipzig zu präsentieren“ ist das Ziel der Leipziger Buchmesse 2021. Im Rahmen der lbm18 wurde bekannt gegeben, dass Portugal in drei Jahren Gastland sein wird. „Die portugiesische Sprache ist eine globale Sprache, die von über 200 Millionen Menschen gesprochen wird. Sie ist global als Ausdrucks- und Kommunikationsmittel, als Sprache der Schöpfung und Kultur, als Sprache der Wissenschaft und Diplomatie. Es ist die Sprache, in der sich Literaturen in Europa, Afrika, Asien und Lateinamerika ausdrücken. Aus diesem Grund ist für uns die regelmäßige Teilnahme an den großen Buchmessen beste Gelegenheit zur Verbreitung und Bekanntmachung von Poesie, Fiktion, Theater und Essay in portugiesischer Sprache“, erklärte Portugals Außenminister Augusto Santos Silva. (Leipziger Buchmesse)

Leipziger Buchmesse lbm18 pdlbm18 Buecherherbst Buecherblog Tag2 freewords

Wann fällt eine Äußerung noch unter Meinungsfreiheit, wann ist sie schlichtweg rassistisch? Suhrkamp-Autor Uwe Tellkamp hatte im Rahmen einer Podiumsdiskussion geäußert, dass „über 95 Prozent“ der Flüchtlinge nach Deutschland kämen, „um in die Sozialsysteme einzuwandern“. Die Aussage ist faktisch falsch. Und sie ist diffamierend und fremdenfeindlich. Zugleich unterschrieb Tellkamp eine Erklärung 2018, die unter dem Deckmantel von Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit Hass gegen Migranten schürt. Nachdem sich bereits sein Verlag distanzierte, hat sich auch der Verband deutscher Schriftsteller positioniert: „Die Art und Weise, wie die Erklärung 2018 die Schuld allein den Migranten in die Schuhe schiebt, ist unterkomplex und einer intellektuellen Auseinandersetzung nicht angemessen“, kritisierte die Vorsitzende Eva Leipprand. (Verdi)

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Christoph Ransmayr

Besondere Nominierung: Mit Jenny Erpenbeck (Gehen. Ging. Gegangen) und Christoph Ransmayr (Der fliegende Berg) stehen zwei deutschsprachige Autoren auf der Longlist zum Man Booker International Prize 2018, dem Preis für Übersetzungen ins Englische. „It’s one which introduces a wealth of talent, a variety of forms and some writers little known in English before. It has great writing and translating energy and we hope readers take as much pleasure in discovering the work as we did“, sagte Jury-Vorsitzende Lisa Appignanesi zur Longlist. Die sechs Bücher umfassende Shortlist wird am 12. April vorgestellt, der Gewinner am 22. Mai verkündet. (The Man Booker Prize)

Weitere Themen der vergangenen Tage:

Der Publikumspreis Liberaturpreis des Vereins litprom zeichnet jährlich einen besonders beliebten Titel einer Autorin aus Afrika, Asien, Lateinamerika oder der arabischen Welt aus. Das diesjährige Voting beginnt am 23. Mai. Das sind die nominierten Autorinnen 2018 und ihre Werke. (Litprom)

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Winterwunderwelt Buchmesse

Fotorückblick zur #lbm18

Leipziger Buchmesse lbm18 pdlbm18 Buecherherbst Buecherblog Messehalle

Messehalle im Winter

Entgegen der ursprünglichen Voraussage eines neues Rekords kamen zur diesjährigen Leipziger Buchmesse knapp fünf Prozent weniger Besucher – was sicherlich zuvorderst am Wintereinbruch zum Messewochenende lag. Insgesamt wurden 271.000 Bücherfreunde auf dem Messegelände (197.000) sowie bei Veranstaltungen von Leipzig liest im gesamten Stadtgebiet gezählt. Trotzdem zogen die Veranstalter ein positives Fazit, insbesondere aufgrund der gewachsenen Debattenkultur und der vielen interessanten Diskussionen. „Das geschriebene und gesprochene Wort entfaltete seine ganze Kraft zur Leipziger Buchmesse, die sich auch in Zeiten hitziger politische Debatten und kontroversen Diskussion als Hort des friedlichen Diskurses und der Meinungsfreiheit zeigte“, erklärte Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer der Leipziger Messe (Abschlussbericht: Die einzigartige Kraft der Worte).

Drei Tage lang war ich auf dem Messegelände unterwegs (Außergewöhnliche Lyrik), habe spannende politische Diskurse mit progressiven Zukunftsideen (Durch und durch politisch) ebenso gesehen wie interessante Berichte von Autoren zur Entstehung ihrer Bücher (Kinsky, Schlögel, Stöhr und Durkat ausgezeichnet) oder ihren außergewöhnlichen Reisen bis in den Orient für die Recherche. Eine Auswahl meiner #lbm18-Fotos findet ihr in der folgenden Galerie:

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Außergewöhnliche Lyrik

Leipziger Buchmesse 2018 – Tag 3

Leipziger Buchmesse lbm18 pdlbm18 Buecherherbst Buecherblog Nikolaidis

Andrej Nikolaidis

Das wirklich Schöne an der Leipziger Buchmesse ist, dass man immer wieder auch unbekanntere Autoren erlebt und ihre Bücher kennenlernt. Am Stand der taz gastierte heute Andrej Nikolaidis – auf dem Balkan ist der Bosnier einer der bekanntesten und angesagtesten Schriftsteller, bei uns weitestgehend unbekannt. Der Verlag Voland & Quist publizierte kürzlich sein neuestes Buch Der ungarische Satz. Ein beeindruckendes Werk, denn die immerhin 128 Seiten bestehen aus nur einem einzigen Satz.

Leipziger Buchmesse lbm18 pdlbm18 Buecherherbst Buecherblog Navid Kermani

Navid Kermani stellt sein Buch „Entlang den Gräben“ vor.

In Deutschland wahrlich kein Unbekannter ist Navid Kermani. Der mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnete Autor reiste kürzlich Entlang den Gräben, vom Osten Deutschlands, wo er bei einer AfD-Veranstaltung zu Gast war, bis hin zum Orient. Imponiert habe ihm dabei insbesondere der Besuch im Konzentrationslager Auschwitz: „Als Deutscher – egal, ob man braune, blonde oder grüne Haare hat – bekommt man sofort den Button ‚Deutsch‘ auf die Brust. Das macht etwas mit einem, wenn man an einem Ort wie Auschwitz ist“, erzählte Kermani.

Leipziger Buchmesse lbm18 pdlbm18 Buecherherbst Buecherblog Gomringer Hofmann

Nora Gomringer (r.) und Katja Hofmann bei ND.

Ein wahres Politikum rangt sich derzeit um den Namen Gomringer. Gestern berichtete ich bereits von der völlig verfehlten Polemik Denis Schecks, der die Studenten, die das Gedicht Eugen Gomringers Avenidas aufgrund von ihnen erkanntem Sexismus von der Wand der Hochschule entfernt wissen wollten, als „Kultur-Taliban“ bezeichnete. Weiterlesen

Durch und durch politisch

Leipziger Buchmesse 2018 – Tag 2

Am zweiten Tag der #lbm18 standen auf meinem Programm politische Veranstaltungen im Vordergrund. Erstes Thema war Flucht und Migration, und unter dem Titel „Wessen Krise?“ diskutierten Simone Barrientos, Rick Reuther und Sascha Stanicic über die Ursachen und mögliche Maßnahmen, um die Menschen von der gefährlichen Flucht abzuhalten oder sie in Deutschland menschenwürdig aufzunehmen. Weiter ging es mit der Diskussion mit Asne Seierstad, der Preisträgerin zur Europäischen Verständigung, über die europäischen Werte: „Wir, die Partner und Freunde? Oder wie das erweiterte Europa das Ganze betrachtet“.

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„Druckfrisch“ mit Denis Scheck

Einerseits machten europäische Regierungschefs Deals mit Despoten wie Erdogan und gleichzeitig sprächen sie davon, dass sie den Werten Europas verpflichtet seien. Doch wie schafft die EU es, die globalen Herausforderungen – als Einheit – zu bewältigen? Und selbst Denis Scheck wurde zunächst politisch: Er äußerte Unverständnis dafür, dass das Gedicht Avenidas von Eugen Gomringer von der Fassade der Alice Salomon Hochschule verschwinden soll. Darin sieht er sogleich den Beginn des Endes der Meinungsfreiheit sowie eine klare Zensur – bei dieser Einschätzung hat er sich allerdings ganz schön verrannt.

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