Zehn Fragen zu Büchern – und meine Antworten

Wenn man nach dem aktuellen Lieblingsbuch gefragt wird, hat man zumeist schnell eine Antwort aus dem Stapel der in den vergangenen Monaten gelesenen Bücher parat. Schwieriger wird es hingegen, die eigene Lesehistorie oder Lesegewohnheiten zu hinterfragen, um hier zu Antworten zu gelangen (Welches ist das erste Buch, das man bewusst gelesen hat? Welches Buch möchte man unbedingt noch lesen, ist aber noch nicht dazu gekommen?).

Der Literaturblog Sätze & Schätze hat einmal zehn Fragen zu Büchern zusammengetragen, die teils gar nicht so einfach aus dem Stegreif zu beantworten sind – und damit viel Freude bereiten, einmal über das eigene Leseverhalten nachzudenken. Hier also die Fragen mit meinen Antworten:

1) Das erste Buch, das du bewusst gelesen hast?
friedhof-der-kuscheltiere-stephen-king-buecherherbst-buecherblogAus Erzählungen weiß ich, dass ich in später Kindheit einen Band mit Märchen der Brüder Grimm immer und immer wieder gelesen habe, doch bin ich mir nicht sicher, ob sich das Bewusstsein darüber allein aus dem Erzählten oder dem Erlebten speist. Deshalb ist für mich Stephen Kings Friedhof der Kuscheltiere das erste bewusst gelesene Buch. Es war der Übergang zwischen Kindheit und Jugend, und ich sollte das Buch eigentlich nicht lesen. Ich sei noch zu jung für diese Horrorgeschichte, meinten meine Eltern. Doch es hat mich einfach in den Bann gezogen – und auch für die eine oder andere schlaflose Nacht gesorgt.

samuel-beckett-warten-auf-godot-buecherherbst-buecherblog2) Das Buch, das Deine Jugend begleitete?
Im Deutschunterricht unternahmen wir im Lehrplan einen Kurzausflug in das Absurde Theater und lasen – natürlich – Warten auf Godot von Samuel Beckett. Ich war von Beginn an fasziniert und habe es dutzende Male gelesen. Bis heute gehört es zu meinen absoluten Lieblingsbüchern.

3) Das Buch, das Dich zum Leser machte?
siegfried-lenz-deutschstunde-buecherherbst-buecherblogBis heute ist Siegfried Lenz mein Lieblingsautor, weshalb ich ihm auch die Anerkennung zuschreiben würde, mich zum Leser gemacht zu haben. Durch den Erzählstil, das sprachliche Spiel und dieses zentrale, wichtige Thema der Nachkriegsliteratur hat Deutschstunde mich beim ersten Lesen begeistert und kann dies noch bis heute.

goethe-faust-buecherherbst-buecherblog4) Das Buch, das Du am häufigsten gelesen hast?
Hier dürfte es sich um ein Kopf-an-Kopf-Rennen handeln zwischen Becketts Warten auf Godot sowie Goethes Faust. Selbstverständlich habe ich weder den ersten und erst recht nicht den zweiten Faust zunächst freiwillig gelesen, sondern als Schullektüre. Doch wusste Mephisto eine solche Faszination auf mich auszuüben, als Abbild der inneren menschlichen Zerrissenheit, als Spiegelbild der Versuchung, dass ich Faust I immer und immer wieder zur Hand genommen habe. (Hinzu kam eventuell auch noch eine sehr gute Benotung für eine Klassenarbeit zum Thema der Charakterisierung Mephistos.)

OLYMPUS DIGITAL CAMERA5) Das Buch, das Dir am wichtigsten ist?
Es ist gar nicht so einfach, zu sagen, wann ein Buch wichtig ist; und welches dieses Attribut besonders verdient. Deshalb nenne ich ein Buch, welches ich in meiner Kindheit oftmals vorgelesen bekam und auch heute regelmäßig hervornehme, um zum einen wieder ein Stück weit das Gefühl des Kindseins hervorzuholen; zum anderen, weil ich der Meinung bin, dass die Aussage des Buches, über das Wunder und den Sinn des Seins nachzudenken, niemals an Aktualität verlieren wird – insbesondere in schweren Zeiten, in denen manche Menschen meinen, ihr Sein sei wertvoller als das eines anderen. Deshalb ist mir Antoine de Saint-Exupérys Meisterwerk Der kleine Prinz am wichtigsten.

david-foster-wallace-unendlicher-spas-buecherherbst-buecherblog6) Das Buch, vor dem Du einen riesigen Respekt bzw. Bammel hast?
Ganz eindeutig: Unendlicher Spaß von David Foster Wallace. Ich habe das Buch mehrfach begonnen zu lesen, mehrfach gelesen. Allein der Umfang beeindruckt schon. Und ich bin bis heute nicht sicher, ob ich wirklich alle Zusammenhänge, alle Verweise, alle sprachlichen Kniffe verstanden habe.

steinaecker-verteidigung-des-paradieses-buecherherbst-buecherblog7) Das Buch, das Deiner Meinung nach am meisten überschätzt wird?
Mit einer solchen Einschätzung habe ich ein wenig Probleme. Denn dieses Buch sollte zwei Kriterien erfüllen: 1) hochgejubelt worden sein; 2) mir absolut nicht zusagen. Ein aktuelles Buch, das beides zumindest im Ansatz erfüllt, ist Die Verteidigung des Paradieses von Thomas von Steinaecker. Das erste Kriterium erfüllt das Buch dadurch, dass es auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2016 stand. Das zweite Kriterium erfüllt es immerhin bedingt, zumindest zählt es zu den Büchern, von denen ich im Nachhinein am meisten enttäuscht war.

karl-marx-das-kapital-buecherherbst-buecherblog8) Das Buch, das Du unbedingt noch lesen willst – wenn da einmal Zeit wäre?
Eine genaue Begründung kann ich dafür nicht finden, aber sollte ich einmal viel Zeit haben, möchte ich Karl Marx‘ Das Kapital (alle Bände) lesen.

9) Das Buch, das Dir am meisten Angst macht?
Das Gefühl der Angst kann in Bezug auf ein Buch durchaus verschiedentlich ausgelegt werden, weshalb ich die Variante wähle, beim Lesen welchen Buches ich am meisten Angst empfand. (Denn ansonsten müsste ich wohl wieder Unendlicher Spaß anführen.) Deshalb ist es in meinem Fall Die Blutlinie von Cody McFadyen. cody-mcfadyen-blutlinie-buecherherbst-buecherblogIch las das Buch in einem Urlaub, den ich mit einem Freund in Florida verbrachte. Wir hatten uns ein Haus gemietet. Ich saß abends auf der Veranda, er war unterwegs. Draußen hörte man größere Tiere durch den dunklen Garten streifen, in der Nachbarschaft wurden schon des Öfteren Alligatoren gesichtet. Es war eine fremde, unheimliche Atmosphäre, die mich immer wieder beim Lesen der brutalen Story hat aufschrecken lassen – ich kann mich an kein anderes Leseerlebnis erinnern, das mir eine solche Angst gemacht hat.

Kermani Fluechtlinge Einbruch der Wirklichkeit Buecherherbst Buecherblog10) Das Buch, das Du gern selbst geschrieben hättest?
Einbruch der Wirklichkeit von Navid Kermani. Unabhängig von Kermanis scharfsinniger Beobachtungsgabe und dass er ein großartiger Schriftsteller ist, hätte ich gerne auch den Mut, all diesen Menschen mit ihren persönlichen Dramen und Schicksalsschlägen auf ihrem beschwerlichen Marsch in Richtung Sicherheit und Freiheit in die Augen zu schauen. (Ok, es gehören natürlich auch noch ein paar andere Umstände dazu, ein solches Unterfangen zu unternehmen.)

Die Vorschauen durchstöbern

Bücherstapel Bücherherbst Vorschau 2016

(c) Lupo/pixelio.de

In der herbstlichen Zeit, wenn es früh dunkel oder den Tag über gar nicht erst hell wird, macht es besonders viel Spaß, in den Verlagsvorschauen nach Neuerscheinungen zu stöbern. Ich habe nun einmal die Liste der Verlagsvorschauen aktualisiert, so dass man nun bis zum Frühjahr 2017 suchen kann:

Atlantik Verlag

Aufbau Verlag

Berlin Verlag

Blanvalet

btb

C. Bertelsmann

Diogenes

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Neuerscheinungen Büchervorschau Verlagsvorschau Buecherherbst Buecherblog

Fotorückblick zur Frankfurter Buchmesse 2016

Politisch geprägt wie selten zuvor ist heute die Frankfurter Buchmesse zu Ende gegangen und konnte dabei ein durchaus positives Fazit ziehen: Rund 277.000 Besucher kamen an den Fachbesucher- sowie Publikumstagen zur fbm16. „Wir beobachten mit großer Sorge, dass die Meinungs- und Publikationsfreiheit in zahlreichen europäischen und außereuropäischen Ländern akut bedroht ist. Dieses Thema betrifft unsere Branche weltweit, und die große Welle der Solidarität, die auf der Buchmesse sichtbar wurde – für Can Dündar, Asli Erdogan oder Raif Badawi – wird global wahrgenommen“, sagte Juergen Boos (Quelle: Debatten um kulturelle Identitäten sowie geistiges Eigentum bestimmen die FBM16).

Hier meine Impressionen vom Buchmesse-Wochenende in der kompletten Fotorückschau:

 

Geheimnis gelüftet: das Pseudonym Elena Ferrante

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(c) Peter Nimsch/pixelio.de

Es gibt viele Möglichkeiten, den Erfolg eines Buches zu beeinflussen. Zuvorderst natürlich eine umfangreiche Werbekampagne. Manchmal stellt sich auch ein unerklärlicher Internethype ein, um ein Buch, das vielleicht selbst der veröffentlichende Verlag nicht als Bestseller auf dem Schirm hatte. Selbstverständlich ist ein bekannter Autorenname oftmals schon ausreichend, um auf den Verkaufslisten weit oben zu landen. Doch auch umgekehrt kann dies gelingen: Es gibt einige Beispiele, dass unter Pseudonym veröffentlichte Bücher erst recht außergewöhnlich gute Verkaufszahlen nachweisen können.

Warum bekannte oder bis dahin unbekannte Autoren unter einem Pseudonym veröffentlichen, kann vielfältige Gründe haben. So möchte manch Autor beispielsweise seinen Marktwert testen, wie dies Stephen King tat, der unter dem Namen Richard Bachman veröffentlichte. Harry-Potter-Erfinderin Joanne K. Rowling schrieb unter dem Namen Robert Galbraith Romane, was sie damit erklärte, dass sie „ohne Hype und Erwartungen arbeiten und ein völlig ungeschminktes Feedback erhalten“ wollte. Weitere bekannte historische Beispiele sind Emil Sinclair (Hermann Hesse), Mary Westmacott (Agatha Christie) oder Jule Brand (Kerstin Gier).

Manch ein Autor möchte hingegen einfach nur anonym bleiben und veröffentlicht deshalb nicht unter dem eigenen bürgerlichen Namen. Eines der bekanntesten Beispiele ist die italienische Erfolgsautorin Elena Ferrante. Weiterlesen

Veranstaltungen, die man sich nicht entgehen lassen sollte [#fbm16]

fbm16-buchmesse-logo-buecherherbst-buecherblog[Update 14.10.] Die Vorfreude ist bereits groß: Insgesamt mehr als 3.000 Veranstaltungen sind in den Veranstaltungskalender der Frankfurter Buchmesse eingetragen. Höhepunkt ist sicherlich die Bekanntgabe des Gewinners des Deutschen Buchpreises 2016 respektive das ausführliche Gespräch mit dem Autor/der Autorin. Doch auch darüber hinaus sind wieder zahlreiche namhafte Autoren auf der Messe anzutreffen und erzählen über ihre aktuellen Werke. Ich werde am Publikumswochenende, 22. und 23. Oktober, auf der #fbm16 unterwegs sein – und natürlich wie bei der fbm15 viele Fotos machen.

Bereits jetzt habe ich mir einen groben Plan zusammengestellt, welche Veranstaltungen ich interessant finde und besuchen möchte. Ich habe mir erneut vorgenommen, zu Signierstunden zu gehen, beispielsweise von Cody McFadyen, Benedict Wells oder Simon Beckett, allerdings hat mich die Erfahrung der letzten Jahre gelehrt, dass dies den gesamten Zeitplan über den Haufen werfen könnte. Falls ihr Anregungen habt: immer her damit!

Hier mein geplantes Programm für Samstag und Sonntag (als Pdf am Textende):
Samstag: Weiterlesen

Ran an die Schnäppchen

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(c) olga meier-sander/pixelio.de

Jeder, der schon einen Umzug hinter sich hat, weiß, wie kompliziert es ist, wenn man einen großen Bücherbestand hat. Denn ein Umzugskarton voller Bücher ist schnell ein kaputter Umzugskarton. Manchmal ist dies ein günstiger Moment, um ein wenig auszumisten. Dies macht jetzt auch die Gesellschaft für deutsche Sprache. Nicht alle Bücher finden nach dem Umzug noch einen Platz in der neuen Bibliothek. Deshalb stehen bei der GfdS unter dem Motto „Ziemlich alles muss raus“ jetzt mehr als 4.000 Bücher aus der sprachwissenschaftlichen Fachbibliothek zum Verkauf. Wer also günstig an Fachliteratur kommen möchte, kann gleich mehrere Listen durchstöbern: Viele weitere Bücher stehen zum Verkauf.

Weitere Themen der vergangenen Woche in der Rückblende:

„Auszeichnungen: Heinz Strunk erhält den Wilhelm Raabe-Literaturpreis“ (Buchreport) Weiterlesen

Die groteske Welt eines Teenies

tagert-mitarbeiter-des-monats-buecherblog-buecherherbst-rezension„Besonders im Fokus […] stehen oft die Schwierigkeiten von Paarbeziehungen und der Mensch als Teil einer rigiden Konsumgesellschaft. Ängste, Depressionen, Unsicherheit, Orientierungslosigkeit, andererseits Widerstand und Protest gegen die Gesellschaft und immer wieder die Liebe als zentrales Motiv sind wichtige Begriffe“ (Wikipedia). Treffender als mit der Beschreibung des Stils der Band Blumfeld – eine 1990 gegründete Popband, die sich nach Franz Kafkas Blumfeld, ein älterer Junggeselle benannt hatte – könnte der Leitgedanke in Fil Tägerts (eigentlich: Philip Tägert) zweitem Roman Mitarbeiter des Monats kaum skizziert werden. Der Autor hat diese gedankliche Brücke durchaus beabsichtigt, immerhin lässt er im Laufe der Geschichte einen seiner Protagonisten vorschlagen, die Band, in der dieser gemeinsam mit dem Ich-Erzähler spielt, eben in Blumfeld umzubenennen.

Was war ich für eine sinnlose Figur. Die sinnloseste Figur des Universums.

Schon früh in der Geschichte wird deutlich, wohin die Reise gehen soll: Hauptprotagonist Nick ist zum Zeitpunkt der Erzählung (1970er und 1980er Jahre) ein gerade der Pubertät entsprungener 19-jähriger Punk, der nach seinem Schulabschluss nicht viel auf die Kette bekommt und bei McDonalds jobbt. Er hat wenig Lust auf seine Arbeit, bei den Frauen kommt er eher mittelmäßig an und selbst nach fünf Jahren kann er noch nicht Skateboard fahren. Am liebsten hängt er mit seinen Freunden herum, Burner, Milbe, Rocky und La Boum – letzterer Name übrigens eine Reminiszenz an die französische Teenager-Komödie La Boum (1980), die von Freundschaft und den Gefühlswelten von Jugendlichen handelt. Weiterlesen

Die finalen Sechs [Shortlist #dbp16]

buchpreis-dbp16-buecherherbst-buecherblog-collage-nominierte-coverDas sind sie also, die sechs Auserwählten für den Deutschen Buchpreis 2016: Philipp Winkler / Hool, Eva Schmidt / Ein langes Jahr, Thomas Melle / Die Welt im Rücken, André Kubiczek / Skizze eines Sommers, Bodo Kirchhoff / Widerfahrnis sowie Reinhard Kaiser-Mühlecker / Fremde Seele, dunkler Wald. Da bereits die Longlist für viele eine Liste der Überraschungen war, kommt die Shortlist nicht mehr ganz so verblüffend daher.Deutscher Buchpreis dbp16 fbm16 Buchmesse Buchblog Buecherherbst

Wie bereits bei der Bekanntgabe der Longlist (Die Nominierten), wird auf eine Bewertung der Shortlist verzichtet. Stattdessen möchte ich die Statistiken auf die reduzierte Auswahl an Büchern respektive Autoren übertragen.

Geschlecht
Im Vergleich zur Longlist hat sich das Verhältnis zwischen Männern und Frauen nochmals zu Ungunsten der Frauen verschoben: fünf Autoren (83 Prozent, Longlist: 70 Prozent), lediglich noch eine Autorin (17 Prozent).buchpreis-dbp16-buecherherbst-buecherblog-statistik-geschlecht

Alter der Autoren
Bemerkenswert in Bezug auf das Alter der Nominierten ist, dass mit Philipp Winkler und Reinhard Kaiser-Mühlecker gleich zwei von fünf zwischen 25 und 34 Jahren sind, während bei der Longlist noch die Altersklasse zwischen 55 und 64 Jahren (30 Prozent) klar führend war. Deutlicher wird es bei Betrachtung der Geburtsjahrzehnte: Hier ist der einzige Ausreißer, dass zwei Autoren in den 1980er Jahren (33 Prozent) geboren wurden, bei der Longlist führten die 1950er und 60er Jahre deutlich mit insgesamt 65 Prozent.buchpreis-dbp16-buecherherbst-buecherblog-statistik-alter-neu

 

Seitenanzahl
Zuletzt nochmals ein Blick auf den Seitenumfang. Außergewöhnlich finde ich, dass sich hierbei im Durchschnitt kaum etwas getan hat: Auf der Longlist hatten die Bücher eine durchschnittliche Seitenanzahl von 306,65, auf der Shortlist hat sich dies nur geringfügig minimiert auf durchschnittlich 297,66 Seiten. Die beiden Bücher der Longlist mit den Extremwerten, Michelle Steinbecks Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch (153 Seiten) sowie Arnold Stadlers Rauschzeit (552 Seiten) fallen hier aufgrund der Nichtberücksichtigung aus der Statistik. Ein „dicker Schinken“ ist somit ohnehin nicht dabei, so dass das umfangreichste Buch, André Kubiczeks Skizze eines Sommers, nicht einmal halb so viele Seiten hat wie der letztjährige Buchpreisgewinner Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch depressiven Teenager im Sommer 1969 mit 817 Seiten. Eva Schmidt geht als einzige verbliebene Frau übrigens mit dem dünnsten Buch (212) ins Rennen um den Deutschen Buchpreis.buchpreis-dbp16-buecherherbst-buecherblog-statistik-seitenanzahl

Bücher in Szene gesetzt

Neben der Lust am Lesen versuche ich stets – insbesondere natürlich für Rezensionen – Bücher fotografisch schön in Szene zu setzen. Inzwischen gibt es auch zahlreiche Fotobearbeitungsprogramme, mit denen man außergewöhnliche Fotos erschaffen kann. Ich habe mir mal ein paar „alte“ Fotos gegriffen und neu bearbeitet, hier einige meiner Highlights (die Originalfotos findet ihr bei der jeweiligen Rezension zum Buch).
 

Weitere Buchpreise, weitere Nominierte

Spannende Entdeckungen abseits des Deutschen Buchpreises NachdemFußballbuch des Jahres Fußballkultur Buecherherbst Buecherblog Buchpreis kürzlich die Longlist zum #dbp16 bekannt gegeben wurde (hier habe ich ein paar Statistiken hierzu aufbereitet: Die Nominierten), warten alle gespannt auf die Shortlist. Doch neben dem bedeutendsten Buchpreis im deutschsprachigen Raum wurden aktuell weitere Bücher für Auszeichnungen nominiert: So wurde die Shortlist zum Fußballbuch des Jahres 2016 der Deutschen Akademie für Fußballkultur bekannt gegeben, ebenso wie die Hotlist, bei der die besten Bücher aus unabhängigen Verlagen geehrt werden.Buecherherbst Buecherblog Hotlist Buchpreis

Außerdem: „Ende August beginnt in Paris jedes Jahr aufs Neue die Jagd der Verlage nach den großen Literaturpreisen. Rund 600 Romane werden auf den Buchmarkt geworfen. Die Medien diskutieren aber nur über 30 bis 40. Wessen Autor den wichtigsten Preis, den Prix Goncourt, gewinnt, darf sich freuen.“ (Deutschlandradio Kultur)

Weitere Themen der vergangenen Woche in der Rückblende:

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Die Nominierten

Deutscher Buchpreis dbp16 fbm16 Buchmesse Buchblog BuecherherbstDas Geheimnis ist gelüftet: Heute wurde die Longlist zum Deutschen Buchpreis 2016, der auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober vergeben wird, bekanntgegeben. Von den 156 Autoren aus 98 Verlagen, die dieses Jahr vorgeschlagen wurden, sind 20 Werke in diese engere Wahl für die wichtigste Auszeichnung im deutschsprachigen Literaturbetrieb gekommen. Nach der Präsentation der Bücher möchte ich weiter unten allerdings vom bewertenden Schema absehen, sondern vielmehr anhand von Statistiken zu den Werken und ihren Autoren informieren. Doch zunächst zu den Nominierten (in alphabetischer Reihenfolge): Weiterlesen

Endlich neuer Lesestoff! [Wunschliste August & September]

Wunschliste Buecherherbst Buecherblog Neuerscheinungen Verlage VerlagsvorschauNachdem ich im Januar meine Wunschliste (letztes Update: Kurzer Zwischenspurt) für das erste Halbjahr aufgestellt hatte, versuche ich in der Fortsetzung in kleineren Zeiträumen zu denken und habe sie lediglich für August und September zusammengestellt. Vielleicht klappt es bei zwei Monaten besser, einzuschätzen, welche Anzahl an Büchern ich wirklich in einem Zeitraum X lesen kann, um den SuB nicht unnötigerweise und zu extrem zu vergrößern – mir ist natürlich bereits jetzt klar, dass das eine oder andere Buch über die Wunschliste hinaus noch hinzu kommt.

Des weiteren habe ich darauf geachtet, dass ich nur Bücher auf die Liste setze, die weniger als 400 Seiten haben. Denn im Alltag ist es für mich nur schwerlich möglich, einen 800-Seiten-Schmöker innerhalb von zwei Wochen zu lesen und zugleich inhaltlich sowie rezensionistisch am Ball zu bleiben. Selbstverständlich habe ich mir sogleich eine Einschränkung auferlegt, um diese Regel auszuhebeln: Bücher, die ich unbedingt in meinem Regal stehen haben, jedoch weder sofort lesen noch irgendwann rezensieren möchte, dürfen auch mehr als 400 Seiten haben und gekauft werden. Hierzu gehört in den nächsten Wochen Höllensturz von Ian Kershaw. Der Blick in die Verlagsvorschauen hat es mir allerdings durchaus einfach gemacht, hier habe ich kein Buch ausgemacht, das ich unbedingt unmittelbar lesen möchte und das über 400 Seite stark ist – so wie es im ersten Halbjahr beispielsweise bei Juli Zehs Unterleuten oder Ryan Gattis‘ In den Straßen die Wut war. Ich möchte aber nicht ausschließen, dass ich aufgrund eines guten Tipps noch weitere (dickere) Bücher kurzfristig hinzufüge.

Einschränkend in Bezug auf den Kauf der Bücher, die ich für Ende September auf der Wunschliste habe, kommt hinzu, dass am 20. September die Shortlist für den Deutschen Buchpreis (Longlist: 23. August) bekannt gegeben wird. Sollte die Auswahl mich ansprechen, möchte ich hiervon bis zur #fbm16 – ebenfalls je nach jeweiliger Seitenanzahl – zwei oder drei Bücher lesen.

Jetzt möchte ich euch aber erst einmal die Bücher meiner neuen Wunschliste (sortiert nach Erscheinungsdatum) vorstellen: Weiterlesen

Kurzer Zwischenspurt [Update Wunschliste V]

Buecherherbst Buecherblog Lesezeit WunschlisteDie freie Zeit während meines Urlaubs habe ich wieder umfangreich für’s Lesen genutzt („Endlich wieder Lesezeit“) und konnte mir einige Bücher von meinem SuB vornehmen, zwei, die durch meine Wunschliste hierhin gelangt waren, sowie Ralf Rothmanns Im Frühling sterben. Jetzt beende ich meine aktuell noch laufende Wunschliste, da ich mir bereits eine neue zusammengestellt habe, die ich morgen präsentieren werde.

In der Rückschau bin ich sehr zufrieden mit den Büchern der Wunschliste: Die allermeisten konnten mich begeistern, einzig eine kleine Enttäuschung hatte ich mit Die Verteidigung des Paradieses. Alles in allem konnte ich auch den Großteil der erworbenen Bücher lesen, die meisten hiervon auch rezensieren. Von jenen, die ich in den letzten Wochen gelesen habe, reiche ich bald noch Rezensionen nach.

Hier ist das Update zu meiner Wunschliste: Weiterlesen

Endlich wieder Lesezeit

Foto Frühling sterben Buecherherbst Buecherblog Lesezeit SuhrkampUpdate 25.7.: Fesselnd, begeisternd, mitreißend – Im Frühling sterben von Ralf Rothmann ist ein grandioser Roman, vielleicht sogar das beste Buch, das ich dieses Jahr gelesen habe, eine absolute Empfehlung. Wer eine ausführlichere Besprechung lesen möchte, dem sei kurz die Rezension von brasch & buch empfohlen: Im Frühling sterben. Das ist Literatur für die Jugend! (Aktuell: gelesen)

Update 23.7.: Nach einem Tag Lesepause habe ich mich endlich Im Frühling sterben gewidmet – und was soll ich sagen: Es hat sich vollends gelohnt. Bereits nach wenigen Seiten war ich begeistert. Ein faszinierender, außergewöhnlicher Roman. (Aktuell: 44/234)

Update 21.7.: Thomas von Steinaeckers Die Verteidigung des Paradieses war eines dieser Bücher, bei denen man ein wenig Anlauf benötigt, bis man vollends in die Geschichte findet. Im Fazit bleibt allerdings etwas Enttäuschung, ich hatte mehr erwartet, vielleicht auch etwas anderes. Die Geschichte war stellenweise holprig, die Sprache zu sehr aufgesetzt, die Szenerie teils stark konstruiert  – man hatte das stets Gefühl: das gab’s doch alles schonmal irgendwo. (Aktuell: gelesen)
Als nächstes Buch habe ich mir nun (willkürlich) Ralf Rothmanns Im Frühling sterben von meinem Lesestapel gegriffen. Es ist eine Geschichte über die letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, von jungen Soldaten, Deserteuren und ihrem Schicksal. (Aktuell: 0/234)Im Frühling sterben Buecherherbst Buecherblog Lesesommer

Update 20.7.: Nachdem der Leser in die „neue Welt“ eingeführt wurde sowie die Charaktere ausführlich vorgestellt wurden, nimmt die Geschichte Fahrt auf. Immerhin funktioniert die Identifikation mit Hauptprotagonist und Ich-Erzähler Heinz ziemlich gut, so dass sich nach einem schweren Einstieg das Lesevergnügen durchaus einstellt. (Aktuell: 203/408)

Update 19.7.: Mit der Zeit findet man in die Geschichte hinein, der entworfene fiktive Rahmen sowie die erzwungen-konstruierte Sprachwelt von Die Verteidigung des Paradieses treffen jedoch weiterhin nicht meinen Geschmack. Nur ein kurzen Beispiel hierzu, um mein Unbehagen zu verdeutlichen: „Unser weltbester Leader benutzt in Bezug auf die Survivors außerhalb unseres Resorts gern eines der foxysten Altwörter aller Zeiten“. (Aktuell: 108/408)

Update 18.7.: Nächster Tag, nächstes Buch: Heute habe ich mit Thomas von Steinaeckers Die Verteidigung des Paradieses begonnen. Interessiert hat mich insbesondere, dass der Autor der philosophischen Frage nachgeht, was das Menschsein ausmacht. Hierzu wird der Leser in eine zukünftige Welt entführt, in der Deutschland völlig zerstört ist und es nur einen Haufen Überlebender gibt. Man muss das Science-Fiction-Genre durchaus mögen, um an der konstruierten Szenerie gefallen zu finden – ich habe bislang noch nicht den richtigen Zugang gefunden und komme daher eher schleppend voran. (Aktuell: Seite 38/408)

Update 17.7.: Der Leser wird mitgenommen an die Abgründe von Los Angeles, in das Armageddon der Zivilisation, und erlebt, wie der emotionale menschliche Vulkan ausbricht und die Lava der Wut durch die Straßen der Stadt fließt. In den Straßen die Wut ist ein mitreißender Thriller, der den Leser tief in das Grauen dieser Tage in LA 1992 hineinzieht. (Aktuell: gelesen) Weiterlesen

Global klicken, lokal kaufen: Ist bald Schluss für Buchhandel.de?

logoDie Händler in den deutschen Innenstädten versuchen alles, um den Kampf gegen den Onlinehandel nicht zu verlieren und das Aussterben der „kleinen“ Geschäfte zu verhindern. Das veränderte Einkaufsverhalten der Menschen, die sich oftmals vor Ort beraten lassen oder die Ware genauer anschauen, um letztlich doch online zu kaufen, bedroht die Existenz der Fachhandlungen. Gerade der Buchhandel – vielleicht wenige große Ketten ausgenommen – ist massiv bedroht durch das Abwandern der Kunden in die Onlineshops. Schließlich müssen Buchkäufer das gewünschte Produkt nicht zwingend in den Händen halten (oder anprobieren). Eine Beratung ist ebenfalls nicht unbedingt vonnöten, immerhin handelt es sich nicht um komplizierte Technik, sondern ein Produkt, das wie kaum ein zweites aufgrund von individuellen Vorlieben gekauft wird. Deshalb versuchten die Buchhandlungen gegenzusteuern und richteten eigene Onlineshops ein – also online einkaufen und trotzdem den lokalen Händler unterstützen. Um eine noch bessere Vernetzung und Auffindbarkeit zu erreichen, nutzen hunderte Buchhandlungen die Plattform von Buchhandel.de, die Buy Local mit ihrem Prinzip Global klicken, lokal kaufen hervorragend an die veränderten Begebenheiten angepasst hat.

Jedoch mehren sich die Anzeichen, dass die Buchhandelsplattform nicht rentabel ist und vor einer ungewissen Zukunft steht. So berichtet das Börsenblatt von teils hitzigen Debatten auf der kürzlich stattgefundenen Hauptversammlung – und von Stimmen, die lieber „ein Ende mit Schrecken“ möchten, da viele „Mitglieder […] unter diesen Bedingungen offenbar keine Zukunft für das Gemeinschaftsportal“ sehen (Quelle: Buchtage Leipzig: Hauptversammlung debattiert über buchhandel.de). Sicherlich dürfen wirtschaftliche Aspekte nicht außer Acht gelassen werden – leider stehen sie zumeist ohnehin an vorderster Stelle bei der Betrachtung der Rentabilität -, doch wäre das Ende von Buchhandel.de zugleich ein verheerendes Zeichen, dass gegen Amazon (stellvertretend für die großen monopolistischen Onlineplattformen) kein Kraut gewachsen ist.

Und auch für alle Bücherkäufer hätte es unschöne Auswirkungen Weiterlesen

Bücher machen glücklich

Lesen Glück Buecherherbst Buecherblog

(c) birgitH/pixelio.de

Lesen entspannt. Lesen begeistert. Lesen verbindet Menschen. Doch macht es auch glücklicher? Dieser Frage ging Ceridwen Dovey in ihrer Kolumne Can Reading Make You Happier? beim New Yorker vor einiger Zeit nach. Sicherlich verbindet jeder Mensch eine andere Vorstellung damit, warum man gerne ein Buch in die Hand nimmt und in eine Geschichte eintaucht. All das, was das Lesen mit sich bringt – die Entspannung, das Vergnügen, Abschalten vom Alltag, neue Perspektiven kennenlernen – macht mich in der Summe glücklich. Es ist ein regelmäßiges Entgegenfiebern auf den Moment, allabendlich das Buch aufzublättern und einige Seiten zu lesen, seien es auch nur zehn oder zwanzig. Genauso glücklich macht aber auch der Kauf von Büchern, das Entdecken von neuen Geheimtipps oder großen Werken. Und natürlich auch das Besitzen – der hierdurch ermöglichte Blick in ein wunderschönes Bücherregal. Ich kann Doveys Frage für mich selbst also mit einem klaren Ja beantworten.

Weitere Themen der vergangenen Woche in der Rückblende:

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Die schönsten deutschen Bücher

Buecherherbst Buecherblog Buchpreis Buchkunst

Die Stiftung Buchkunst hat die schönsten Bücher ausgewählt. [Screenshot]

Natürlich, Bücher sind zum Lesen da. Doch macht es sowohl das Kaufvergnügen als auch das Einsortieren ins Bücherregal nochmals außergewöhnlicher, wenn es sich um ein besonders schönes Buch handelt. Die Schönsten der Schönen hat nun die Stiftung Buchkunst ausgewählt und in fünf Kategorien prämiert: die 25 schönsten deutschen Bücher 2015. Diese seien „vorbildlich in Gestaltung, Konzeption und Verarbeitung und zeigen eine große Bandbreite gestalterischer und herstellerischer Möglichkeiten“, so die Jury. Aus dieser Vorauswahl wird nun eine weitere Jury ein Buch selektieren, das Anfang September den Preis der Stiftung Buchkunst verliehen bekommt. Lukas Lavater - Baum an BaumMein persönlicher Favorit des vergangenen Jahres wäre J. J. Abrams‘ Schiff des Theseus gewesen – vielleicht war es für eine solche Prämierung jedoch zu sehr auf Design und Aufmachung fixiert. Allerdings kann ich andererseits beispielsweise auch Lukas Lavaters Baum an Baum mit seiner schlichten, klaren Erscheinung viel abgewinnen.

Weitere Themen der vergangenen Woche in der Rückblende:

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Hier gibt’s neuen Lesestoff

Bücherstapel Bücherherbst Vorschau 2016

(c) Lupo/pixelio.de

Während ich mit meiner Wunschliste noch bis Ende Juni eine Pause eingelegt habe, durchforste ich die Verlagsvorschauen nach interessanten Neuerscheinungen für das zweite Halbjahr. (Einen Überblick aller deutschsprachigen Verlage findet man bei Wikipedia) Hierfür hatte ich mir diverse Links der Verlage herausgesucht – die ich euch nicht vorenthalten möchte. Deshalb hier ein paar Verweise zu den Vorschauen, natürlich ohne jeglichen Vollständigkeitsanspruch: Weiterlesen

Urheberpauschale: Verlage gucken in die Röhre

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(c) H.D.Volz/pixelio.de

Schluss mit der Verlagsbeteiligung: Bislang war es gängige Praxis, dass Verlage an der von der Verwertungsgesellschaft Wort (VG Wort) ausgeschütteten Urheberpauschale, mit der im Wortsinn die Urheber eines Textes honoriert werden sollen, partizipiert haben. Vor einiger Zeit hatte sich hiergegen bereits Widerstand vonseiten zahlreicher Autoren formiert („Wem steht die Urheberpauschale zu?“). Zugleich stand ein Urteil des Bundesgerichtshofs diesbezüglich aus, das in der vergangenen Woche gesprochen wurde: Die Urheberpauschale der VG Wort steht einzig den Autoren zu, die Verlage gehen leer aus (Vgl. Spiegel Online). Doch was bedeutet das Urteil für die Verlage, insbesondere die kleineren? Teilweise wird von einem „Schock“ oder „Desaster“ (literaturcafe.de) sowie einer „erschreckend kurzsichtige[n] Entscheidung“ gesprochen. Wer das Urteil begrüße, sei „blind […] für das, was die Arbeit von Verlagen ausmacht und bedeutet“ (ZEIT Online). Über die Folgen für kleine Verlage, sprach das rbb-Kulturradio mit Verleger Jörg Sundermeier: Welche Folgen hat das VG Wort-Urteil für die Verlage? Die Autoren rund um Initiator Tom Hillenbrand, die sich vehement für eine Änderung der bisherigen Ausschüttungsregelung stark gemacht hatten, können sich mit diesem Urteil bestätigt fühlen. Schon vor Urteilsverkündung machte Hillenbrand klar, dass es hierbei allerdings nicht um Verlagsbashing oder einzig um’s Geld gehe, und signalisierte, an einem weiterhin fairen Ausgleich für die Verlage interessiert zu sein: „Man kann ja gerne darüber reden, ob und in welcher Weise Verlage in Zukunft für Eingriffe in die ihnen übertragenen Nutzungsrechte kompensiert werden sollten. Nur muss man das gemeinsam tun. Diese Frage an den Autoren vorbei oder über ihren Kopf hinweg entscheiden zu wollen, ist, wie sich gerade zeigt, keine gute Idee.“ („Ein paar Anmerkungen zu Urheberpauschale.de“)

Wie es nun weitergeht, bleibt zunächst offen. Eine Revision ist wohl nicht möglich, sondern einzig eine Verfassungsbeschwerde vonseiten der Verlage. Wahrscheinlicher ist allerdings eine Gesetzesänderung durch die Politik – Justizminister Heiko Maas hatte im Vorfeld bereits angedeutet, dies in Erwägung zu ziehen. Als dritte Variante hat Wolfgang Tischer auf literaturcafe.de ein „Leistungsschutzrecht für Buchverlage“ ins Gespräch gebracht, jedoch sogleich eingeschränkt, dass dies „gesamtgesellschaftlich nicht die besten Auswirkungen haben“ (literaturcafe.de) dürfte.

Weitere Themen der vergangenen Woche in der Rückblende:

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Berauschende Traumwelt

Karlsson Zimmer Rezension Buecherherbst Buecherblog Luchterhand

Die moderne Arbeitswelt pendelt zwischen Hektik und Entspannung, sie ist vielfach vollkommen amorph, verliert feste Strukturen und Arbeitsabläufe. Als Arbeitnehmer muss man flexibel sein, sowohl beim Arbeitsplatzstandort, als auch im Arbeitsprozess. Eine stete Unruhe, die nicht alle Beteiligten bewältigen können. Björn hat arge Probleme, sich in dieser ungeordneten Welt zurecht zu finden. Er hält sich strikt an seinen eigenen 55-Minuten-Rhythmus und bemüht sich erst gar nicht um zwischenmenschlichen Kontakt. Zugleich erkennt er für sich die Aufstiegschancen innerhalb der Strukturen. Björn ist der Hauptprotagonist und Icherzähler in Jonas Karlssons Roman Das Zimmer.

Er wurde erst kürzlich von seinem alten Chef in die neue Regierungsbehörde weggelobt – er fühlte sich ohnehin unterfordert -, in der er sich zunächst unauffällig verhält, keine Fragen stellt, schließlich zeuge dies nur vom eigenen Unwissen, wenig Kontakt zu den Kollegen sucht, sie sich jedoch genau anschaut und sie analysiert. Aufgrund seiner eigenwilligen, belehrenden Art eckt er bei den Kollegen an. Er ist besserwisserisch, provokativ und zugleich faszinierend. Er verachtet die aus seiner Sicht chaotische Arbeit der Kollegen und all das zwischenmenschliche Geplänkel. Das trennwandlose Großraumbüro mit den 23 Angestellten ist ein Biotop der Arbeitswelt, mit vielfältigen Charakteren, von denen sich die meisten mit den Begebenheiten arrangiert haben. Und genau das stößt Björn sauer auf. Er despektiert die anderen Mitarbeiter.

Doch irgendwann entdeckt er ein Zimmer – und das verändert alles. Weiterlesen