In seinem zweiten Vorkriegswerk „Liebe in Zeiten des Hasses“ portraitiert Florian Illies die Zeit vor der Machtübernahme der Nazis bis zum ersten Kriegsjahr, 1929 bis 1939, anhand unzähliger Liebesgeschichten. Dabei durchlaufen die Akteure teils eine wahre Achterbahn der Gefühle, sowohl persönlich im Kleinen als auch gesellschaftlich im Großen. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 bedeutet dabei für alle der massivste Einschnitt – mit den Rahmenbedingungen ändert sich auch das unbeschwerte Liebesleben der Paare.
Illies reiht viele kurze Episoden aneinander, die teils kaum länger als ein Satz sind und nur ein Wimperschlag des Lebens. Und es ist eine illustre Reihe an Persönlichkeiten: Von Sartre bis Hesse, Kurt Tucholsky, Picasso und Marlene Dietrich, Thomas und Klaus Mann, Adorno, Remarque, Dalí, Brecht und Bonhoeffer. Noch nie hatte man den Eindruck, so vielen historisch bedeutsamen Personen gefühlsmäßig so nah zu sein. Doch diese Nähe nutzt sich auch schnell ab, die Liebe wird beim Lesen zu einem lärmenden Hintergrundrauschen der Zeit. Zu oft sind es unbedeutende persönliche Querelen statt historisch relevanter Handlungen – auch wenn man es angesichts des Untertitels „Chronik eines Gefühls“ durchaus erwarten konnte, ist man zeitweise des Gefühls überdrüssig.
„Die anderen sind das weite Meer.
Mascha Kaléko
Du aber bist der Hafen.
So glaube mir: kannst ruhig schlafen,
ich steuere immer wieder her.“
Gefühle lassen sich am besten in Adjektiven ausdrücken. Deshalb folgend eine Zusammenfassung der Stimmung des Buches im Blocksatz, anhand der Gefühle der Akteure:
verliebt | freudig | hemmunglos | haltlos | inspirationslos | aussichtslos | verworren | offen | lustvoll | arglos | verwerflich | enttäuschend | erschöpfend | inspirierend | zerstörerisch | exzessiv | emanzipiert | resigniert | sprunghaft | provokativ | kompliziert | quälend | behütet | unsicher | aufgeputscht | einsam | orgiastisch | verboten | gefährdet | beklemmend