Kein Literaturnobelpreis 2018?

Rückblende: Presseschau 16. bis 29. April

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Auszeichnung I: Seit kurzem können sich Inhaber unabhängiger Buchhandlungen um den Deutschen Buchhandlungspreis 2018 bewerben. „Wir laden [die unabhängigen Buchhändlerinnen und Buchhändler in Deutschland] ein, Flagge zu zeigen für das Buch als Kulturgut und für die inhabergeführte Buchhandlung vor Ort“, so Kulturstaatsministerin Monika Grütters. „Denn was wäre die Welt ohne Bücher? Mit diesem Preis will die Bundesregierung den wertvollen Beitrag sichtbar machen, den Buchhändlerinnen und Buchhändler für die kulturelle Vielfalt überall in Deutschland leisten – ob in der Großstadt oder in den ländlichen Regionen.“ (Bundesregierung)

buechersammlung-literatur-nobelpreis-bücherherbst bücherblogAuszeichnung II: Der Literaturnobelpreis ist die höchste Ehre, die Schriftstellerinnen und Schriftsteller erlangen können – zumindest galt dies bislang. Doch nun erschüttert das Bekanntwerden einer Reihe von sexuellen Übergriffen die Schwedische Akademie, die den Preis vergibt. „Nach den jüngsten Rücktritten ist sie nicht mehr handlungsfähig“, konstatiert das Handelsblatt („Sexuelle Übergriffe, Rücktritte, Protest“). Inzwischen wird bereits darüber nachgedacht, den Literaturnobelpreis in diesem Jahr gar nicht zu vergeben. Dies geschah zuletzt zwischen 1940 und 1943, als Nazideutschland den Kontinent mit einem Weltkrieg in Schutt und Asche legte und Millionen Menschen sterben mussten („Akademie erwägt, auf Vergabe des Literaturnobelpreises zu verzichten“). Derweil werden weitere Details bekannt („Auch Kronprinzessin Victoria soll sexuell belästigt worden sein“) und die Regeln für die Aufstellung des Gremiums wurden angepasst („König ändert Regeln der Schwedischen Akademie“).

Lesepreis Lesen Oma Kinder pixabay buecherherbst buecherblog rueckblende presseschauAuszeichnung III: Aktuell läuft die Bewerbungsphase für den Deutschen Lesepreis 2018. Teilnehmen können „Personen und Einrichtungen, die sich für die Leseförderung stark machen“. Eingereicht werden können die Projekte bis 30. Juni unter www.deutscher-lesepreis.de. Der Deutsche Lesepreis wird erstmalig in sechs Kategorien verliehen und ist mit insgesamt 25.000 Euro dotiert. (Ausschreibung Deutscher Lesepreis 2018)

Weitere Themen der vergangenen Tage:

Run & Ride for Reading: NRW-Innenminister Herbert Reul, Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Henning Krautmacher von den Höhnern und viele weitere prominente Gäste aus Politik, Kultur und Wirtschaft waren anlässlich der Eröffnung des 100. Leseclubs im Köln-Bonner Raum in die Katharina-Henoth-Gesamtschule gekommen.“ (Rheinische Anzeigenblätter)

„‚Lieber Faust als Flüchtlingsperformance‘: Ein Gespräch mit der Autorin Thea Dorn über die Notwendigkeit eines neuen deutschen Kulturpatriotismus und die Bereitschaft, für seine Werte zu sterben“ (ZEIT Online+)

„Der Schriftsteller Daniel Kehlmann erhält in diesem Jahr den mit 20.000 Euro dotierten Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg.“ (Dlf24)

„Der International Prize for Arabic Fiction, der wichtigste Belletristikpreis in der arabischen Welt, wurde verliehen. Der irakisch-deutsche Autor Najem Wali sieht ihn kritisch.“ (Deutschlandfunk Kultur)

„‚Fremden Ländern nähere ich mich über Bücher an‘: Literaturclub-Gastkritiker Ilija Trojanow liest viel, immer und überall. Für mehrmaliges Lesen bleibt da meist keine Zeit – mit einer Ausnahme.“ (SRF)

„Er kennt sich aus mit neurotischen Schriftstellern, manischen Bibliotheksbesitzern und anderen Außerirdischen: Tom Gauld zeichnet seit zwölf Jahren blöde Witze über Bücher. Zeit für ein ernstes Gespräch.“ (WELT Online)

„Ein Buch rein, ein Buch raus. Beim Projekt Bücherboxx fungieren alte Telefonzellen als Bibliotheken. Anwohnerinnen finden dort kostenlos Lesestoff und kommen miteinander in Kontakt.“ (Deutschlandfunk Kultur)

„Literatur zwischen Herkunft und Pop: Das African Book Festival im Babylon Mitte präsentiert in Lesungen und Panels eine spannende neue Schriftstellergeneration.“ (Tagesspiegel)

„Trauer ist zu einer schöpferischen Herausforderung geworden: Wie andere Rituale auch haben die überlieferten Trauerbräuche in der heutigen Gesellschaft ihre Kraft verloren. Der Mensch muss auf den Verlust individuell reagieren. Ein Erkundungsraum für die Literatur.“ (Deutschlandfunk Kultur)

„In einer Sonderausstellung zeigt das Museum Burg Linn ab 6. Mai ‚Buchschätze‘. Für die beschädigten Werke soll Geld gesammelt werden.“ (Westdeutsche Zeitung)

„Elke Heidenreich und Co. flüstern uns ständig ein: ‚Lesen macht glücklich‚. Als ob das Leben nur mit vielen Büchern sinnvoll wäre. Dabei machen Bücher uns weder reich noch anständig. Eine Polemik.“ (WELT Online)

„Die Frankfurter Verlagsanstalt und der Kranichsteiner Literaturverlag in Darmstadt beteiligten sich zum diesjährigen Welttag des Buches an der Aktion Verlage besuchen. Ludger Fittkau hat die beiden Verlage besucht.“ (Deutschlandfunk Kultur)

„Verlagsporträt: Zoë Beck und Jan Karsten machen einfach das, was sie richtig gut finden, die CulturBooks“ (der Freitag)

2 Kommentare zu “Kein Literaturnobelpreis 2018?

  1. Hallo,

    den Deutschen Buchhandlungspreis halte ich für eine großartige Idee. Ich habe selber in einer winzigen unabhängigen Buchhandlung meine Lehre gemacht und später in einer unabhängigen Buchhandlung gearbeitet, die später von einer Kette geschluckt wurde. Auch wenn ich selber nicht mehr als Buchhändlerin arbeite, ist es mir immer noch eine Herzensangelegenheit, dass die unabhängigen Buchhandlungen gewürdigt und am Leben erhalten werden.

    Dass der Literaturnobelpreis dieses Jahr so bankrott ging (sozusagen) war eine sehr unschöne Überraschung.

    Leseförderung ist heute vielleicht wichtiger denn je, wenn man an die deprimierenden Zahlen denkt… In der Nachhilfe (inzwischen mein Betätigungsfeld) habe ich Kinder, die in der Grundschule schon das volle Programm von iPhone, iPad und diversen Spielekonsolen besitzen, aber anscheinend keine Bücher.

    Danke für die interessanten verlinkten Beiträge!

    Ich habe diesen Beitrag meinerseits HIER für meine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs verlinkt.

    LG,
    Mikka

    Gefällt 1 Person

    • Oh, ich habe zu danken für die Verlinkung!

      Den Deutschen Buchhandlungspreis halte ich auch für eine wichtige Institution. Jede Aufmerksamkeit, die auf kleine, unabhängige Buchhandlungen gelenkt wird, ist gut, sie leisten einen immensen Beitrag zur Vielfalt.

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