Leipziger Buchmesse 2018 – Tag 3

Andrej Nikolaidis
Das wirklich Schöne an der Leipziger Buchmesse ist, dass man immer wieder auch unbekanntere Autoren erlebt und ihre Bücher kennenlernt. Am Stand der taz gastierte heute Andrej Nikolaidis – auf dem Balkan ist der Bosnier einer der bekanntesten und angesagtesten Schriftsteller, bei uns weitestgehend unbekannt. Der Verlag Voland & Quist publizierte kürzlich sein neuestes Buch Der ungarische Satz. Ein beeindruckendes Werk, denn die immerhin 128 Seiten bestehen aus nur einem einzigen Satz.

Navid Kermani stellt sein Buch „Entlang den Gräben“ vor.
In Deutschland wahrlich kein Unbekannter ist Navid Kermani. Der mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnete Autor reiste kürzlich Entlang den Gräben, vom Osten Deutschlands, wo er bei einer AfD-Veranstaltung zu Gast war, bis hin zum Orient. Imponiert habe ihm dabei insbesondere der Besuch im Konzentrationslager Auschwitz: „Als Deutscher – egal, ob man braune, blonde oder grüne Haare hat – bekommt man sofort den Button ‚Deutsch‘ auf die Brust. Das macht etwas mit einem, wenn man an einem Ort wie Auschwitz ist“, erzählte Kermani.

Nora Gomringer (r.) und Katja Hofmann bei ND.
Ein wahres Politikum rangt sich derzeit um den Namen Gomringer. Gestern berichtete ich bereits von der völlig verfehlten Polemik Denis Schecks, der die Studenten, die das Gedicht Eugen Gomringers Avenidas aufgrund von ihnen erkanntem Sexismus von der Wand der Hochschule entfernt wissen wollten, als „Kultur-Taliban“ bezeichnete. Nora Gomringer hingegen verteidigte ihren Vater gegen den Vorwurf. Die Bachmannpreisträgerin war heute zu Gast bei Neues Deutschland, jedoch ging es hierbei um ihr außergewöhnliches Können als Lyrikerin. Sie las aus ihrem Band #poesie vor.

Joschka Fischer
Ebenfalls extrem politisch ging es bei Das Blaue Sofa zu: Ex-Außenminister Joschka Fischer stellte sein Buch Der Abstieg des Westens. Europa in der neuen Weltordnung des 21. Jahrhunderts vor. Er hielt ein flammendes Plädoyer für Europa, denn „ohne Europa steht Deutschland nackt im Wind“. Schließlich sei die Weltordnung im Umbruch und Deutschland alleine könne sich nicht behaupten gegen alte Player (USA) sowie neu aufstrebende Mächte (China). „Und wenn wir jetzt abgehängt werden, gibt es keine zweite Chance. Wie soll dann noch der deutsche Sozialstaat aufrecht erhalten werden? Wir müssen begreifen, dass es nur eine europäische Lösung geben kann, aber weiterhin als Verbund nationaler Staaten. Die Vielfalt innerhalb Europas ist keine Bürde, sondern eine Chance“, ist sich Fischer sicher.
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