In den vergangenen Tagen wurden die Shortlists für zwei bedeutende Buchpreise bekannt gegeben: den Deutschen Buchpreis (Shortlist #dbp17: Die Kieferninseln, Romeo oder Julia, Außer sich, Die Hauptstadt, Das Floß der Medusa, Schlafende Sonne) sowie den Man Booker Prize (Shortlist #mbp17: Exit West, Autumn, History of Wolves, Elmet, Lincoln in the Bardo, 4 3 2 1). In ungefähr einem Monat stehen dann die Gewinner fest. Bis dahin darf diskutiert werden, wer zurecht auf der Shortlist gelandet ist und wer nicht, aber auch, wer am Ende das Rennen machen wird. Da es mir unmöglich ist, alle Bücher selbst zu lesen, verzichte ich, in der Diskussion mitzuspielen.
Stattdessen möchte ich – wie bereits bei der Bekanntgabe der Longlist zum Deutschen Buchpreis – einen kurzen Blick auf die Statistiken werfen: Wie viele Seiten haben die Bücher jeweils? Wie alt sind die Autoren? Wie ist das Verhältnis der Geschlechter? Interessant finde ich dabei den Vergleich zwischen den Buchpreisen. Um einige weitere Daten einfließen zu lassen, habe ich noch den ZDF-„aspekte“-Literaturpreis 2017 (Shortlist: Eine kurze Chronik des allmählichen Verschwindens, Niemand ist bei den Kälbern, Der Club, Blaupause, Ein fauler Gott, Außer sich) sowie die Hotlist (Hotlist 2017: Notre-Dame-de-la-Merci, Halb Taube halb Pfau, Schwimmerbecken, Strategien der Wirtsfindung, Als ob sie träumend gingen, Das einsame Begräbnis, Über Grenzen, Goldgefasste Finsternis, Geisel, Die Fahnen) mit aufgenommen.
Für Leser ist die Anzahl an Seiten durchaus ein relevanter Faktor, ob ein Buch gekauft und gelesen wird, oder nicht. Deshalb soll zunächst ein Vergleich der Seiten je nominiertem Buch gezogen werden.
Die Grafik zur Hotlist muss man hierbei zum einen mit Die Fahnen, als auch ohne das Buch betrachten, da es mit 3.000 Seiten doch arg aus der Reihe tanzt.
Um einen konkreteren Vergleich anstellen zu können, betrachte ich einmal die durchschnittliche Seitenzahl. Hierbei gilt natürlich ebenfalls, dass Die Fahnen, aber auch 4 3 2 1 beim Man Booker Prize, das Bild ein wenig verzerren, da sie Ausreißer nach oben sind, während die anderen Werke deutlich näher beieinander liegen. Wenig überraschend liegen diese beiden Literaturpreise klar auf den vorderen beiden Plätzen. Um die Statistik etwas robuster gegenüber den Ausreißern zu machen, soll vergleichsweise der Median herangezogen werden. Dann zeigt sich ein anderes Bild: Die Hotlist hat gar den niedrigsten Median (216 statt 505), während der Deutsche Buchpreis (412,5 statt 416) nach ganz vorne im Ranking rutscht.
Immer wieder in der Diskussion – zumeist bereits bei der Longlist-Bekanntgabe – ist bei den Buchpreisen das Nominierungsverhältnis von Autorinnen und Autoren. Auch bei den vier betrachteten gibt es große Unterschiede: Während beim Deutschen Buchpreis der Männeranteil (66%) – fast schon traditionell – deutlich überwiegt, nehmen die Frauen bei den anderen Literaturpreisen einen größeren Anteil ein.Beim Blick auf den Altersdurchschnitt der Autoren gestaltet sich ein deutliches Bild: Die Nominierten für den Deutschen Buchpreis, Man Booker Prize und Hotlist sind im Schnitt ungefähr 50 Jahre. Da der ZDF-„aspekte“-Literaturpreis deutschsprachige Debüts auszeichnet, liegt der Altersschnitt hier mit 38 Jahren klar darunter.
Zuletzt noch eine kleine Spielerei, deren Aussagekraft einzig die jeweiligen Jurymitglieder beurteilen können: Wie viele Zeichen (ohne Leerzeichen) haben die nominierten Buchtitel? Zunächst einmal die Auflistung nach Literaturpreis:
Abschließend noch der direkte Vergleich (Durchschnittszeichenzahl) der vier Buchpreise. Während der Man Booker Prize eher durch kurze Titel geprägt ist, hat der ZDF-„aspekte“-Literaturpreis mit Eine kurze Chronik des allmählichen Verschwindens (44 Zeichen) einen klaren „Sieger“, der auch den Durchschnitt nach oben treibt.